Zentrales Mittelmeer: Humanitäre Hilfe für geflüchtete Menschen in Seenot und Advocacy-/Öffentlichkeitsarbeit durch SOS Humanity (Phase IV)

Gesundheit und Advocacy

Mit mindestens 1.377 Ertrunkenen war das zentrale Mittelmeer auch 2022 die tödlichste maritime Fluchtroute der Welt. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM), haben von 2014 bis 2020 mehr als 20.400 Menschen ihr Leben auf dem Mittelmeer verloren (Quelle: Missing Migrants Project (iom.int)). Die Dunkelziffer wird jedoch weitaus höher geschätzt. Diese Menschen waren auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung, vor Gewalt, Hunger oder verzweifelter Perspektivlosigkeit. Viele junge Menschen hatten auch auf der Suche nach Arbeit ihre Heimat verlassen. In Libyen gerieten sie in einen Kreislauf aus Ausbeutung, Zwangsarbeit, (zum Teil sexualisierter) Gewalt und willkürlicher Internierung.

Islamic Relief Deutschland unterstützt seit 2018 – nun schon in der 4. Phase – die Organisation SOS Humanity (vormals SOS Mediterranée) durch ein Konsortialprojekt unter ADH-Bündnisorganisationen. Die Bestandteile der vierten Phase des Konsortialprojektes hat, wie die andere 3 Phasen bislang auch, Search and Rescue, Protection (zivile Seenotrettung) & Advocacy- und Öffentlichkeitsarbeit als Ziel

Land: Zentrales Mittelmeer

Orte: -

Begünstigte: Menschen, die über das zentrale Mittelmeer auf dem Seeweg nach Europa fliehen und auf der Flucht vor allem in Libyen massiven Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt waren. Herkunftsländer sind unter anderem: Ägypten, Bangladesch, Ghana, Jemen, Mali, Somalia, (Süd-)Sudan, Syrien, Togo

Projektziele: Rettung von Menschen, die über den Seeweg nach Europa auf der Flucht sind (zivile Seenotrettung); Advocacy- und Öffentlichkeitsarbeit für die humanitäre Unterstützung Geflüchteter und notleidender Menschen

Projektregion: Internationale Gewässer; Mittelmeerraum / Italien

Gesamtkosten: 437.668,18 Euro (davon 30.000 Euro Islamic Relief Deutschland)

Projektdauer: 01.01.2023 – 31.12.2023 (12 Monate)

Implementierungspartner: SOS Humanity

Ziele und Wirkungen:

Projektziel 1: Suche und Rettung (Search and Rescue) sowie Schutz (Protection) und Versorgung während der Zeit an Bord für im zentralen Mittelmeer in Seenot geratene Menschen, Anlandung der geretteten Menschen an einen sicheren Ort durch SOS Humanity

Ergebnis 1: Möglichst viele geflüchtete Menschen werden gerettet, an Bord mit Würde behandelt und an einen sicheren Ort an Land gebracht. Max. 400 Personen kann das Schiff beherbergen.

Wirkung 1: Die Menschenrechte in Europa werden hochgehalten und die flüchtenden Menschen werden mit Würde behandelt und sie werden an einen sicheren Ort gebracht.

Projektziel 2: Advocacy- und Öffentlichkeitsarbeit für die humanitäre Unterstützung Geflüchteter und notleidender Menschen, die über das Mittelmeer fliehen müssen.

Ergebnis 2: Die Advocacy- und Öffentlichkeitsarbeit von SOS Humanity trägt zu einer verbesserten Informationslage bei und führt dazu, dass politische Entscheidungsträger:innen den Handlungsbedarf sehen, sich für Seenotrettung einzusetzen.

Wirkung 2: Es treten politische Veränderungen ein zugunsten der Rechte von über das Meer flüchtende Menschen. Es wird ein öffentliches Bewusstsein für die menschenverachtende Misslage der europäischen Abschottungspolitik geschaffen.

  • Suchen und Rettung von in Seenot geratene Flüchtlinge
  • Aufnahme der Flüchtlinge an Bord
  • Gewährleistung von Schutz und Sicherheit an Bord
  • Medizinische und psychologische Erstversorgung
  • Dokumentation der Schicksale der Geretteten und Aufzeigen der Missstände und Menschenrechtsverletzungen im zentralen Mittelmeer
  • Einbringen in den politischen Diskurs zur zivilen Seenotrettung auf Bundesebene

Mit mindestens 1.377 Ertrunkenen war das zentrale Mittelmeer auch 2022 die tödlichste maritime Fluchtroute der Welt. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) haben von 2014 bis 2020 mehr als 20.400 Menschen ihr Leben auf dem Mittelmeer verloren (Quelle: Missing Migrants Project (iom.int)). Die Dunkelziffer wird jedoch weitaus höher geschätzt. Diese Menschen waren auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung, Gewalt, Hunger oder verzweifelter Perspektivlosigkeit. Viele der von SOS Humanity im Oktober 2022 geretteten Jugendlichen hatten auf der Suche nach Arbeit ihre Heimat verlassen. In Libyen gerieten sie in einen Kreislauf aus Ausbeutung, Zwangsarbeit, (zum Teil sexualisierter) Gewalt und willkürlicher Internierung.

Es gibt kein europäisch organisiertes Seenotrettungsprogramm im zentralen Mittelmeer; zivile Seenotrettungsorganisationen wie SOS Humanity sind die einzigen vor Ort, um auf ihrer Flucht in Seenot geratenen Menschen zu helfen.

Der Verein und das Rettungsschiff:

Das europäische Netzwerk SOS MEDITERRANEE wurde 2015 als Antwort der europäischen Zivilgesellschaft auf die hohe Zahl der im Mittelmeer in Seenot geratenen und verunglückten Menschen gegründet. Die Ziele sind Rettung von Menschen aus Seenot, die professionelle Betreuung und Unterstützung der Überlebenden sowie Öffentlichkeitsarbeit und Advocacy über die Schicksale der Geretteten und der allgemeinen Situation vor Ort zu leisten.

Der deutsche SOS MEDITERRANEE-Verein hat sich Ende 2021 vom europäischen SOS MEDITERRANEE-Verbund gelöst und tritt seit Anfang 2022 als SOS Humanity e.V. auf. SOS Humanity übernahm das Kirchen- und Bündnisschiff Sea-Watch 4. Das Schiff wurde am 19. August 2022 auf den Namen Humanity 1 getauft, seither sind sie damit auf dem zentralen Mittelmeer im Einsatz. Die Ausstattung des Rettungsschiffs bietet jederzeit die Möglichkeit, Menschen an Bord sicher aufzunehmen und eine medizinische und psychologische in Erstversorgung zu gewähren. Diese Betreuung wurde bis Juni 2020 von Ärzte ohne Grenzen an Bord gewährleistet und wird nun von der eigenen medizinischen Crew von SOS Humanity vorgenommen.

Islamic Relief Deutschland unterstützt seit 2018 – nun schon in der 4. Phase – die Organisation SOS MEDITERRANEE/SOS Humanity durch ein von ADRA geleitetes Konsortialprojekt unter den Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft. Ziel des Projektes ist der Bereich Search and Rescue (Suche und Rettung), Protection (Schutz) und Advocacy- und Öffentlichkeitsarbeit in der zivilen Seenotrettung. 

Mehr Infos zu SOS Humanity: https://sos-humanity.org/ueber-uns/

Zwischenberichte

Der Zwischenbericht bezieht sich auf den Berichtszeitraum vom 01.01. bis 31.07.2023.

Seit Januar 2023 haben die Teams an Bord der Humanity 1 in drei Einsätzen mit insgesamt 15 Rettungsaktionen 1.241 Menschen vor dem Ertrinken gerettet. 464 von ihnen waren minderjährig.

Anfang des Jahres musste das Schiff in einer Werkstatt in Burriania in Spanien verbringen, wo Wartungs- und Reparaturarbeiten sowie Anpassungen vorgenommen wurden. Es wurden neue Holzböden gebaut, um die Menschen vor den hohen Wellen zu schützen und sie trocken zu halten. Die Überdachung zum Schutz vor Regen und Sonne wurde stabilisiert und es wurde ein neues Sanitärsystem errichtet, das mit Multi-Use-Kabinen für größere und komfortablere Sanitäreinheiten sorgt. Alte Gewinde und Kranfundamente, die nicht mehr gebraucht wurden, wurden abgebaut und so dringend benötigter Platz für die Versorgung von Geretteten geschaffen.