Ramadan mit Islamic Relief: Getrübte Freude, denn der Hunger weltweit wächst

Köln, 11. März 2024 - Zum Ramadan-Beginn ruft Islamic Relief Deutschland zum Spenden für Lebensmittelpakete auf, um dem verschärften Hunger weltweit entgegenzuwirken. Unter dem Motto "Ramadan ist die Zeit für Mitgefühl" will die Kölner Hilfsorganisation gemeinsam mit ihrem internationalen Netzwerk über eine Million Menschen erreichen. Während der Hunger weltweit steigt, leiden allein 600 Millionen Menschen in mehrheitlich muslimischen Ländern diesen Ramadan unter Nahrungsmittelknappheit. Menschen aus Afghanistan, Gaza und Somalia berichten von ihrem Schicksal.

Konflikte, Klimaextreme und steigende Preise für Lebensmittel führen zu einer weltweit wachsenden Nahrungsmittelkrise und einem täglichen Überlebenskampf für hunderte Millionen von Menschen. Eine von ihnen ist die 33-jährige Witwe Noria aus Kabul in Afghanistan, die vor einem Jahr ihren Mann durch einen Arbeitsunfall verlor. Sie ist Mutter von fünf Kindern und kann ihr Baby nicht mit Milch versorgen.

"Mein zehn Monate alter Säugling braucht viel Aufmerksamkeit und Geborgenheit. Ich bin nicht reich genug, um ihm Milch zu kaufen. Ich bringe mein Kind die meiste Zeit zum Schlafen, indem ich ihm nur Wasser gebe, da ich mir keine Milch leisten kann", sagt Noria und weint.

Norias einzige Einkommensquelle ist die Vermietung des zweiten Zimmers ihrer baufälligen Hütte. Mit umgerechnet 20 Dollar im Monat versucht sie ihre Kinder mit dem Nötigsten zu ernähren, doch sie weiß, dass sie mehr Nahrung benötigen, um sich zu entwickeln. Auch die Kälte macht ihren Alltag zum Kampf ums Überleben.

"Als verwitwete Mutter, die mehrere kleine Waisenkinder großzieht, habe ich jeden Tag zu kämpfen. Denn bei diesem kalten Wetter habe ich nichts, um meine Kinder sicher und warm zu halten. Wie ihr sehen könnt, steht mein Haus auf einem Berg und in meinem Zimmer ist es eiskalt. Es gibt nichts, was wir heizen könnten, und auch kein Essen."

Ein Lebensmittelpaket kann Noria und ihre Kinder für einen Monat mit ausgewogener Nahrung versorgen. Doch Hilfsorganisationen stehen vor langfristigen Herausforderungen in Afghanistan, denn 23 Millionen Menschen in dem Land sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die schlimmste Dürre seit 30 Jahren hat den Hunger in der Region nochmals verschärft.

Gewalt und Mangel an Lebensmitteln: In Gaza sterben Kleinkinder an Unterernährung

In Gaza hungern immer mehr Familien, denn die meisten Menschen sind aufgrund der Blockade von der Lebensmittelversorgung abgeschnitten. Kleinkinder sterben an Unterernährung und Menschen kamen dabei um, als sie versuchten, an Nahrungsmittelhilfe zu gelangen. Ein Viertel der Bevölkerung befindet nur noch einen Schritt von der Hungersnot entfernt.

Ein Helfer von Islamic Relief aus dem Gazastreifen berichtet von der Lage vor Ort: "Die meisten Menschen essen tagelang nichts und kleine Kinder verhungern angesichts der drohenden Hungersnot. Verzweifelte Familien versuchen alles, um Nahrungsmittelhilfe zu bekommen."

Wie in Gaza verlieren Millionen Menschen weltweit aufgrund von Konflikten und Gewalt ihr Zuhause. Insgesamt werden 600 Millionen Muslime diesen Ramadan ohne ausreichende Nahrung begehen. Eine tödliche Kombination aus Klimawandel, Konflikten und Ungleichheit führt dazu, dass der Hunger weltweit zunimmt.


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Ein Jahr Gewalt im Sudan: Über 17 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen

Im Sudan hat ein fast einjähriger brutaler Krieg dazu geführt, dass fast die Hälfte der Bevölkerung - 17,7 Millionen Menschen - von einer krisenhaften Ernährungsunsicherheit betroffen ist. Aufgrund von Angriffen bewaffneter Gruppen haben Landwirte zu viel Angst, um Gemüse und Obst zu pflanzen oder zu ernten. Und die Kämpfe haben Millionen von Menschen aus ihren Häusern vertrieben und die humanitäre Hilfe eingeschränkt. Auch das Team von Islamic Relief im Sudan musste immer wieder fliehen.

Somalia: Dürre und Überschwemmungen verschärfen die Hungersnot

Extreme Wetterereignisse wie Dürren oder Überschwemmungen haben Millionen von Menschen weltweit in die Hungersnot getrieben. In Somalia leiden etwa 25 Prozent der Bevölkerung an einer Hungerkrise.

Der 85-jährige Adan Dhaqane Hussein floh von seinem Ackerland, um Nahrungsmittelhilfe zu finden. Als Vater mit einer Erblindung kämpft er darum, seine Familie zu ernähren. Er erzählt: "Ich verbringe die meiste Zeit damit, nach Nahrung für meine Familie zu suchen. Ich lebe in einem Lager und das Leben ist sehr schwierig. In diesem Ramadan habe ich nichts zu essen, um mein Fasten zu brechen, und wir haben nichts im Haus. Wir beten zu Gott und sind immer in seiner Obhut".

Um Menschen wie Adan Erleichterung zu bringen, verteilt Islamic Relief im Ramadan Lebensmittelpakete an schutzbedürftige Familien in Not. In diesem Jahr will das internationale Islamic Relief-Netzwerk Ramadan-Pakete an über 1,1 Millionen Menschen in 32 Ländern verteilen.

"Unsere Gedanken sind in diesem Ramadan bei all den Menschen, die unter Krieg und Hunger leiden. Ob in Gaza oder im Sudan und überall dort, wo Menschen täglich ums Überleben kämpfen, unser Mitgefühl gilt ihnen. Deswegen möchten wir unseren Mitmenschen in diesem Ramadan Erleichterung bringen. Auch unsere Kolleginnen und Kollegen, unsere Helferinnen und Helfer sind von den Konflikten selbst betroffen. Trotz der bedrückenden Krisen weltweit, dürfen wir als humanitäre Hilfsorganisation nicht aufgeben, sondern müssen an einer Verbesserung arbeiten und an Lösungen glauben. Als Weltgemeinschaft wünsche ich uns allen Frieden und Kraft, in diesem Ramadan und darüber hinaus", sagt Tarek Abdelalem, Geschäftsführer von Islamic Relief Deutschland.

Aufgrund des wachsenden Hungers weltweit appelliert Abdelalem außerdem an die internationale Staatengemeinschaft:

"Auf dieser Welt gibt es genug Nahrung für alle. Es ist nicht zu entschuldigen, dass der Hunger wieder zunimmt. Nach jahrelangen Fortschritten bei der Bekämpfung des weltweiten Hungers hat sich die Zahl der Hungernden in den letzten Jahren wieder verdoppelt. Ursachen sind die zunehmende Ungleichheit seit der Covid-19-Pandemie, der Klimawandel und anhaltende sowie neue Konflikte. Wir sind auf die Staats- und Regierungschefs der Welt angewiesen, um die Maßnahmen zu verstärken und der Beseitigung des Hungers Vorrang einzuräumen. Lassen Sie uns jetzt handeln."

600 Millionen Menschen in mehrheitlich muslimischen Ländern leiden im Ramadan unter Nahrungsmittelknappheit

Mehr als 600 Millionen Menschen in mehrheitlich muslimischen Ländern haben zu Beginn des Fastenmonats Ramadan nicht genug zu essen, so die von Islamic Relief zusammengestellten Daten.

Etwa ein Drittel davon - über 200 Millionen Menschen - leidet unter schwerem Hunger und Unterernährung. Fast 60 Millionen Kinder unter fünf Jahren in diesen Ländern leiden an Wachstumsstörungen, die auf chronische Unterernährung zurückzuführen sind und die geistige und körperliche Entwicklung eines Kindes für den Rest seines Lebens beeinträchtigen.

Während des Ramadans fasten Muslime traditionell mit Mitgefühl für diejenigen, die nicht genug zu essen haben. Diejenigen, die nicht genug zu essen haben oder gesundheitliche Probleme haben, können vom Fasten befreit werden - obwohl viele Muslime, die mit Widrigkeiten konfrontiert sind, trotzdem fasten und angesichts humanitärer Krisen geistige Kraft schöpfen möchten.

Mehr als 345 Millionen Menschen weltweit leben derzeit in Phase 3 (Krise), Phase 4 (Notfall) oder Phase 5 (Katastrophe) der Ernährungsunsicherheit nach der Skala der Integrierten Klassifizierung der Ernährungssicherheitsphasen (IPC). Eine Analyse von Islamic Relief zeigt, dass rund 37 Prozent dieser Menschen - etwa 127 Millionen - in Ländern mit muslimischer Mehrheit leben.

Darüber hinaus leiden Millionen Muslime auch in Ländern mit nicht-muslimischer Mehrheitsbevölkerung, in denen Islamic Relief tätig ist - wie in Äthiopien, Kenia und Myanmar - zu Beginn des diesjährigen Ramadans ebenfalls unter großem Hunger.

Islamic Relief bittet um Spenden für die diesjährigen Ramadan-Hilfslieferungen und fordert die internationalen Regierungen auf, mehr in die langfristige Ernährungssicherheit und die Anpassung an den Klimawandel zu investieren - vor allem in den von Armut betroffenen Ländern, die am stärksten vom Klimawandel und von Kriegen betroffen sind.


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