Die Zivilbevölkerung in Rafah durchlebt einen „Albtraum“ ohne Ausweg

Immer mehr Kinder sterben an Hunger und akuter Unterernährung

Zivilisten in Rafah berichteten Islamic Relief Helfern vor Ort, dass sie Angst haben, in diesen Tagen zu sterben.  Dort sind über eine Million Palästinenserinnen und Palästinenser eingeschlossen und können nirgendwohin fliehen. Eine weitere Eskalation in Rafah würde für die Zivilbevölkerung katastrophale Folgen haben und könnte die bisher tödlichste sein. Die Staats- und Regierungschefs der Welt müssen jetzt handeln, um das Sterben zu beenden, appeliert Islamic Relief. 

Helfende von Islamic Relief in Rafah berichten bereits seit letzter Woche, dass Hunderte von Menschen alles, was sie besitzen, in ihre Autos laden, um aus dem Gebiet zu fliehen, aber sie wissen nicht, wohin sie gehen sollen. Ein Vater erzählte, dass er mit seinen Kindern weiter nach Norden fährt, aber nirgendwo unterkommen kann. Er sagt: „Vielleicht finden wir ein Zelt, oder wir schlafen auf der Straße – ich weiß es nicht.“ 

Die Menschen können nirgendwohin fliehen und es gibt keinen sicheren Zufluchtsort im Gazastreifen, während weiterhin Bomben fallen. Mehr als 60 Prozent der Häuser sind inzwischen beschädigt oder zerstört, und die meisten Gebiete sind durch nicht explodierte Sprengkörper gefährlich.

Die humanitäre Lage in Rafah wird immer verzweifelter. Mehr als die Hälfte der gesamten Bevölkerung des Gazastreifens hält sich inzwischen in diesem winzigen Gebiet auf, das zu den am stärksten überfüllten Orten der Welt zählt. Viele Menschen sind nur deshalb dorthin geflohen, weil sie es für sicher hielten.


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Ein Helfer von Islamic Relief in Rafah sagt zur Lage vor Ort:

„Die Bedingungen hier sind wie in einem wahrgewordenen Albtraum, aber es gibt keinen sicheren Ort, an den man fliehen kann. Viele Familien sind in dürftigen Zelten oder unter ein paar Fetzen Stoff oder Plastik untergebracht. Andere schlafen in den kalten Winternächten unter freiem Himmel oder sind in überfüllten Häusern und Schulen untergebracht. Die Kinder haben tagelang nichts zu essen. Die Menschen haben kein sauberes Wasser, Hunderte von Menschen teilen sich eine einzige Toilette oder Dusche, und Krankheiten breiten sich schnell aus. Krankenhäuser funktionieren kaum noch. Jeden Tag fallen Bomben und Kinder kommen dabei um. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass es noch schlimmer werden könnte, aber jetzt haben die Menschen noch größere Todesangst.“

Seit der Eskalation im Oktober 2023 arbeitet Islamic Relief in Rafah, um Hilfsgüter wie verzehrfertige Mahlzeiten und Hygieneartikel an vertriebene Familien zu verteilen.

Islamic Relief appelliert weiterhin an die internationale Staatengemeinschaft, einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand zu vereinbaren und humanitäre Hilfe zu ermöglichen, die hunderttausende Menschenleben retten kann.

Schon vor dem 7. Oktober war Rafah einer der am stärksten überfüllten Teile des Gazastreifens – und jetzt ist die Bevölkerung in nur vier Monaten um 500 Prozent gestiegen. Potenziell tödliche Krankheiten wie Hepatitis A, aber auch Durchfall, Läuse und Pocken breiten sich aus. Die Unterernährung nimmt zu, und nach Angaben der UNO ist inzwischen eines von zehn Kindern unter fünf Jahren akut unterernährt.

Das Leid der Menschen im Gazastreifen findet weiterhin vor den Augen der weltweit führenden Politiker statt, die es weiterhin ignorieren oder nicht handeln. Fast 100.000 Palästinenserinnen und Palästinenser sind inzwischen getötet oder verletzt worden, viele von ihnen sind Kinder.

Immer mehr Kinder sterben an Hunger: Im Norden ist eines von sechs Kindern akut unterernährt

Immer mehr Menschen im Gazastreifen sind hungrig, durstig und schwach und werden krank. Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF hat davor gewarnt, dass die hohe Zahl der Todesfälle bei Kindern im Gazastreifen aufgrund der sich verschärfenden Ernährungskrise noch weiter ansteigen könnte.

So leiden mehr als 90 Prozent der Kinder unter fünf Jahren im Gazastreifen an Nahrungsmittelarmut, bis zu 90 Prozent ist von Infektionskrankheiten betroffen und 70 Prozent der Kinder litten in den letzten zwei Wochen an Durchfall, was eine 23-fache Zunahme gegenüber dem Ausgangswert von 2022 bedeutet. (WHO)

Besonders ernst ist die Lage im Norden des Gazastreifens, wo eins von sechs Kindern unter zwei Jahren akut unterernährt ist. Im Süden ergaben Untersuchungen in Rafah, wo mehr Hilfe als im Norden zur Verfügung steht, dass 5 Prozent der Kinder unter zwei Jahren akut unterernährt sind (WHO).

Deswegen fordern immer mehr Hilfsorganisationen einen sofortigen Waffenstillstand und die Aufstockung der humanitären Hilfe für die Zivilbevölkerung (verlinken auf Erklärung).  Der Zugang zu humanitärer Hilfe ist notwendig und kann dazu beitragen, die schlimmsten Folgen zu verhindern.

Der steile Anstieg der Unterernährung bei Kindern sowie schwangeren und stillenden Frauen im Gazastreifen stellt eine ernste Bedrohung für ihre Gesundheit dar. Dies geht aus einer umfassenden neuen Analyse hervor, so die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Der Konflikt im Gazastreifen geht nun in die 20. Woche.

Aufgrund des alarmierenden Mangels an Nahrungsmitteln, Wasser sowie Gesundheits- und Ernährungsdiensten besteht ein hohes Risiko, dass die Unterernährung im gesamten Gazastreifen weiter zunehmen wird.

Anmerkung der Redaktion:

  • 90 Prozent der Kinder unter zwei Jahren und 95 Prozent der schwangeren und stillenden Frauen leiden unter schwerer Ernährungsarmut – das heißt, sie haben am Vortag zwei oder weniger Nahrungsmittelgruppen verzehrt – und die Nahrungsmittel, zu denen sie Zugang haben, sind von geringstem Nährwert.
  • 95 Prozent der Haushalte schränken Mahlzeiten und Portionsgrößen ein, wobei 64 Prozent der Haushalte nur eine Mahlzeit pro Tag zu sich nehmen.
  • Über 95 Prozent der Haushalte gaben an, dass sie die Nahrungsmenge für Erwachsene eingeschränkt haben, um sicherzustellen, dass kleine Kinder etwas zu essen haben.

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