Klimaextreme in Somalia: Verheerende Überschwemmungen vertreiben 1,1 Mio. Menschen im Land

250.000 Personen mussten aus der Stadt Beledweyne evakuiert werden

Köln, 08. Dezember 2023 – Nach wochenlangen schweren Regenfällen und Überschwemmungen stehen 85 Prozent der somalischen Stadt Beledweyne unter Wasser. Rund 250.000 Menschen wurden in höher gelegene Gebiete evakuiert. Islamic Relief arbeitet mit den Evakuierten und Betroffenen in Beledweyne und anderen Gebieten Somalias zusammen. Von den Überschwemmungen sind inzwischen mehr als 2,4 Millionen Menschen im Land betroffen, wobei 1,1 Millionen Menschen aus 36 Bezirken vertrieben wurden. Vor allem sauberes Trinkwasser, Unterkünfte und medizinische Versorgung werden in den Auffanglagern gebraucht.

Millionen Menschen in Somalia leiden unter wiederkehrenden Klimaextremen, da viele Gebiete, die durch die seit drei Jahren anhaltende und schlimmste Dürre seit Jahrzehnten verwüstet wurden, nun von schweren Überschwemmungen heimgesucht wurden.

Mowlid Osman Mohamud, ein Islamic Relief-Helfer in Beledweyne, berichtet von der Lage vor Ort: „Die Menschen sind in einer verzweifelten Lage. Fast die gesamte Stadt steht unter Wasser. Und der Großteil der Bevölkerung ist nun vertrieben und in Lagern untergebracht, in denen es nicht genügend sauberes Trinkwasser, Unterkünfte, Lebensmittel oder medizinische Versorgung gibt. Wir sind zunehmend besorgt über den Ausbruch von durch Wasser übertragbaren Krankheiten und Malaria, da die Menschen dicht aneinander und unter schlechten Bedingungen leben.“

„Die Überschwemmungen haben viele Häuser zerstört und die Menschen haben auch ihr Hab und Gut und ihre Lebensmittelvorräte verloren, so dass sie vielseitige Unterstützung benötigen. Wir machen uns vor allem Sorgen um die Gesundheit gefährdeter Menschen wie schwangeren Frauen, Kleinkindern und älteren Menschen, die keine Bleibe haben und dem rauen Wetter ausgesetzt sind.“

Beledweyne: Klimaextreme treffen die bereits Schutzbedürftigen und Vertriebenen erneut


Die Überschwemmungen haben fast die gesamte Stadt in Zentral-Somalia getroffen, aber am schlimmsten sind die tiefer gelegenen Viertel betroffen, in denen vor allem ärmere Menschen und Vertriebene leben.

In Beledweyne lebten bereits mehr als 100.000 Binnenvertriebene, die vor Dürre und Konflikten in die Stadt geflohen waren. Ihre Lager wurden besonders stark in Mitleidenschaft gezogen, da das Hochwasser ganze Zelte wegspülte und Latrinen überflutete. Die Plastikplanen, mit denen die Menschen ihre Zelte abdecken, sind durch die große Hitze und die Dürre der letzten Jahre abgenutzt und halten dem starken Regen nicht mehr stand.

Somalia befindet sich aufgrund der Dürre bereits mitten in einer humanitären Krise. Schätzungsweise benötigen 8,3 Millionen Menschen – die Hälfte der Bevölkerung - humanitäre Hilfe. 1,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren sind akut unterernährt. Die jetzigen Überschwemmungen werden die Nahrungsmittelkrise voraussichtlich noch verschärfen – in Beledweyne wurden Farmen vorübergehend aufgegeben und die Lebensmittelpreise sind in die Höhe gestiegen.

Für diejenigen, die vor den Überschwemmungen geflohen sind, wurden neue Flüchtlingslager eingerichtet, darunter die großen Lager Ceeljaalle A, Ceeljaalle B und Farah Caafi, in denen sowohl bereits Vertriebene als auch hinzugekommene Einwohner der Stadt untergebracht sind.

Islamic Relief arbeitet mit den Evakuierten und Betroffenen in Beledweyne und anderen von den Überschwemmungen betroffenen Gebieten Somalias zusammen und unterstützt diese mit Cash-Hilfen, damit sie überleben und sich mit dem Nötigsten versorgen können. In Beledweyne werden mehr als 2.000 Haushalte mit Cash-Hilfen, Wasseraufbereitungssets und anderen Hilfsgütern versorgt.

Von den Überschwemmungen sind inzwischen mehr als 2,4 Millionen Menschen in ganz Somalia betroffen, wobei 110 Menschen starben und 1,1 Millionen Menschen aus 36 Bezirken vertrieben wurden. Am stärksten betroffen sind die Gebiete Baidoa, Middle and Lower Juba sowie Hiran. Die Überschwemmungen fielen in die somalische Regenzeit Deyr und wurden vermutlich durch den El-Nino-Effekt (ein Wetterphänomen, bei dem Temperaturschwankungen in Teilen des Pazifiks das Klima beeinflussen) verschlimmert.

Die Überschwemmungen wurden sowohl durch heftige Regenfälle über Somalia als auch durch das Anschwellen der Flüsse aufgrund von Regenfällen flussaufwärts verschlimmert. Sie trafen Beledweyne Mitte November, nachdem eine „Flutwelle“ aus dem äthiopischen Hochland den Shabelle-Fluss entlanggezogen war und den Wasserstand über das Fassungsvermögen des Flusses von 8,3 Metern anschwellen und dadurch über die Ufer treten lies.