Alle Jahre wieder… 10 Situationen im Ramadan, die jeder kennt!

Es ist wieder Ramadan! Der heilige Monat der Muslime, in dem der Quran herabgesandt wurde und in dem Muslime auf der ganzen Welt ihr Fasten im Gedenken an Allah (t) von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang begehen. Mit dem heiligen Monat kommen auch die Nächte in der Moschee, das intensive Lesen und Studieren des Qurans, gemeinschaftliches Beisammensein und auch die alljährlich wiederkehrenden Situationen - manchmal lustig, manchmal aber auch nervenaufreibend - die einfach zu jedem Ramadan dazugehören. 

1. Alle starren auf den Mond

Wurde er gesichtet oder nicht? Fängt der Ramadan jetzt an oder haben wir noch einen Tag? Diese Frage stellt sich uns jedes Jahr von neuem. Besonders heikel wird es aber, wenn die einen ihn gesehen haben und die anderen nicht. Dann trennt sich die Streu vom Weizen und die einen fasten und die anderen noch nicht. So fällt mitunter auch das Eid-Fest nicht auf den gleichen Tag. Denn auch am Ende des Ramadans warten wieder alle gespannt auf die Mondsichtung. Wann dürfen wir feiern und noch wichtiger: Feiern wir zusammen?

2. Das schlechte Gewissen beim Essen


Quelle: giphy.com

Wer nicht fastet, quält sich oft mit der Frage herum: Ist es schlimm, wenn ich vor den anderen esse? Diese Frage beschäftigt sowohl Muslime, die nicht fasten können, weil sie krank sind, schwanger, stillen etc. als auch Nicht-Muslime, die sich schämen, vor den anderen zu essen. Um es ein für alle Mal klarzustellen: Ihr dürft gerne vor uns essen, wir gönnen es Euch und wir sterben auch nicht, wenn Ihr Euer Essen vor uns auspackt. Eure Kommentare, wie lecker die Pizza heute schmeckt, könnt Ihr Euch aber dennoch gerne sparen!

Was bei Nicht-Muslimen eher etwas mit Feiern und Rausch zu tun hat, erhält für Muslime im Ramadan eine ganz andere Bedeutung. Gerade an den langen Sommertagen sind nicht nur die Fastenstunden reichlich, auch das Taraweh-Gebet zieht sich gerne mal bis in die Nacht hinein. Wer dann Angst bekommt, sein wertvolles Suhur zu verschlafen, geht auf Nummer sicher und wartet auch noch, bis das Morgengrauen anbricht. Müdigkeit am Tag ist dann vorprogrammiert und der Chef weiß, von wem er bei der Arbeit heute nicht allzu viel erwarten kann.

Auch wenn es im Ramadan gerade darum geht eben NICHTS zu essen und zu trinken, geht es vielen Muslimen auch tagsüber genau um eins: ESSEN – den ganzen Tag steht so mancher in der Küche, um der Familie, den Verwandten oder Freunden ein vielseitiges und köstliches Iftar zu bereiten. Manch anderer träumt den ganzen Tag von eben diesem Essen und kann es dann kaum erwarten, wenn es soweit ist. Doch dann passiert das:

5. Ein überfüllter Magen nach dem Iftar


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Nach 16 Stunden ohne Essen und Trinken können wir uns kaum entscheiden, welche Köstlichkeit wir zuerst zu uns nehmen wollen. Der Hunger ist dann oft größer als der Magen und wir bemerken spätestens beim Maghrib-Gebet, dass wir mal wieder über die Stränge geschlagen haben und uns im Sujud kaum noch bücken können. 

Jeder kennt sie, die wiederkehrenden Fragen zum Fasten von Nicht-Muslimen im Ramadan. Der Kommentar, dass das aber nicht gesund sein kann, folgt bestimmt! Ob Nachbarn, Kollegen, Freunde oder die Arzthelferin, jeder hakt nach. Doch, wir fragen uns: Wollen sie nach all den Jahren der immer wieder kehrenden Fragen wirklich noch eine Antwort hören? Oder wollen sie uns einfach nur höflich mitteilen, was sie von der ganzen Aktion halten? Wie man die häufigsten Fragen dennoch klug beantworten kann, lest Ihr in unserem Artikel zum Trockenfasten!

7. Das Tempo des Imams stimmt einfach nicht


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Wer kennt sie nicht, die Taraweh-Turnübungen?! Da hat man gerade Takbir gemacht und schon geht der Imam ins Rukuh. Die Gemeinde betet bis zu 20 Mal im Schnelldurchlauf. Völlig aus der Puste verlassen wir die Moschee, doch einen Gedanken an Allah haben wir kaum fassen können. Oder es passiert genau das Gegenteil: Der Imam liest gefühlt den kompletten Quran in einer Rakaat. In einer solch langsamen und monotonen Art und Weise, dass einem die Augen zufallen. Schließlich ist es schon 00.30 Uhr und fast jeder muss am Morgen wieder früh raus. Die Füße schmerzen vom langen Stehen, alle träumen nur noch von ihren Betten und überlegen, was sie zum nächsten Suhur essen könnten…

Da wir die Nächte lang beim Essen (und hoffentlich auch) im Gebet verbringen, müssen wir unseren Schlaf irgendwann nachholen. Unsere Energiereserven gehen schneller zuneige, weil wir einfach längere Zeit keine bekommen. Was eignet sich da besser als die Zeit des Mittagessens zu nutzen, das sowieso ausfällt? Wer einen Gebetsraum zur Verfügung hat, kann sich da wohl glücklich schätzen. 

9. Die Waage ist kaputt…oder doch nicht?


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Entgegen der Vorstellung, im Ramadan ein paar überflüssige Pfunde loswerden zu können (nein, das ist nicht unsere Hauptabsicht, aber ein schöner Nebeneffekt), zeigt die Waage nach der Hälfte des Ramadans zwei Kilo mehr an als vorher. Tagsüber nichts zu essen ist nämlich keine Garantie für einen Gewichtsverslust, wenn man sich abends dann den Bauch vollschlägt. Vor allem dann nicht, wenn das Iftar aus Butterreis, Hähnchenschenkeln, Börek und Baklava besteht.  

Am Anfang kann sich noch kaum einer vorstellen, wie man 30 Tage lang ohne Essen und Trinken leben soll. Doch es ist Ramadan und da müssen wir alle durch! Wir machen unsere Pläne: den Quran durchlesen, ein Doa auswendig lernen, zum Iftar einladen, Essen gehen, alle Moscheen der Stadt zum Taraweh abklappern, hier ein Lebensmittelpaket spenden und dort eine Sadaqah tätigen. Doch kaum haben wir uns an das Fasten gewohnt, naht das letzte Drittel und wir realisieren, dass wir nicht mal ansatzweise das erreicht haben, was wir uns eigentlich vorgenommen haben. So werden die letzten zehn Nächte manchmal zum Sprint. Hoffentlich legen wir unseren Fokus auf die Gottesdienste und lassen dafür das ein oder andere gesellige Essen sausen. 

Jetzt aber mal Spaß beiseite…

Der Ramadan ist eine heilige und besondere Zeit für uns Muslime. Es ist der Monat der Barmherzigkeit. Wir können uns mit unseren kleinen Problemen glücklich schätzen und sollten Allah dankbar für all die Gaben sein, die Er uns gegeben hat. Nicht alle Menschen haben die Möglichkeit, zu Ramadan ein üppiges Iftar zu genießen oder auszuwählen, was sie zum Suhur essen mögen. Sie müssen mit dem zurechtkommen, was ihnen zur Verfügung steht, wenn überhaupt etwas da ist! Lasst uns barmherzig mit diesen Menschen sein und auch ihnen ein schönes Iftar und ein nahrhaftes Suhur bereiten!

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Autorin: Debora Mendelin