Ramadan 2019 – Eine Zwischenbilanz

Das Wetter ist angenehm, es regnet viel. Da lässt es sich doch ganz gut aushalten, das Fasten, oder!? Nach den anfänglichen Kopfschmerzen, der Umgewöhnung auf die neue Ernährungsweise ist auch unser Körper richtig im Ramadan angekommen. Doch, wie sieht es mit unserem seelischen Zustand aus, wie ergeht es unserem Herzen? Nach der ersten Hälfte des Ramadans finden wir, ist es Zeit für eine erste Zwischenbilanz. 

Der Alltag erschwert uns die Umsetzung unserer Ziele

Vor dem Ramadan sind wir alle hoch motiviert. Gute Vorsätze sind immer schön, aber oft sind wir einfach zu schwach, sie wirklich auf Dauer umzusetzen. Vermutlich ist der Anfang gut gestartet, aber fühlen wir wirklich die Nähe zu Allah, auf die wir so sehnlichst gewartet haben? Wir leben in einem nicht-muslimischen Land, das heißt, der Alltag geht weiter wie zuvor. Wir gehen weiterhin unserer täglichen Arbeit nach. Manch Vorgesetzter mag nicht einmal Verständnis dafür haben, dass wir fasten. Ein anderer arbeitet körperlich sehr hart und ist einfach nur zu erschöpft um sich in der Nacht noch ins Taraweh-Gebet zu stellen. Was ist mit jenen, die im Schichtdienst arbeiten und kaum Zeit haben, ihr Iftar oder Suhur zu genießen? Andere wiederum leben fernab der Moschee und haben keine Möglichkeit, spät nachts nach dem Taraweh-Gebet wieder nach Hause zu kommen. Vor allem Frauen mit Kindern haben es im Ramadan schwer, sich auf ihre gottesdienstlichen Handlungen zu konzentrieren, da sie mit der Erziehung der Kinder auf sich alleine gestellt sind. Vielen fehlen Motivation, Unterstützung und Ermutigung durch die Familie. Unsere Geschwister in muslimisch geprägten Ländern haben es da etwas leichter. Vielerorts werden dort größere Projekte, Produktionen oder Aufträge schon vor dem Ramadan abgeschlossen. Jede Moschee ist leicht zu erreichen und die Hürde zum Taraweh-Gebet gering. Alles läuft auf Sparflamme, jeder fährt einen Gang runter. Und vor allem: Alle machen mit! Doch steckt hinter Allahs Entscheidung immer Weisheit und nur Er hat diese Situation so wie sie ist für uns bestimmt. Er kennt unsere Situation und wird sie den Umständen entsprechend bewerten.

Qualität statt Quantität

Wir nehmen uns manchmal einfach zu viel vor und sind dann schnell von uns enttäuscht, wenn wir nicht all das hinbekommen, was wir von uns erwartet haben. Das ist verständlich. Vielleicht hilft es da, noch einmal zu überdenken, was meine Erwartungen an meine gottesdienstlichen Handlungen sind und dabei realistisch zu bleiben. Geht es wirklich darum, so viel wie möglich zu machen, ohne dabei etwas zu spüren, erschöpft zu sein und übermüdet? Oder geht es nicht viel mehr um die Qualität der eigenen Gottesdienste? Muss man wirklich den ganzen Quran im Ramadan viermal durchlesen, wenn man bis jetzt noch nicht einmal den halben Text rezitiert hat? Wäre es dann nicht sinnvoller, einfach ein bisschen weniger zu lesen, dafür aber den Sinn zu verstehen? Was bringt ein Taraweh-Gebet, welches ohne Konzentration und Verständnis durchgeführt wird, man gleichzeitig aber danach völlig erschöpft ist? Wie wäre es stattdessen, die Pflichtgebete pünktlich und mit Verständnis zu verrichten, alle Sunna-Gebete einzuhalten und das Taraweh-Gebet dafür umso intensiver zu erleben, wenn man wirklich die Zeit dazu hat?

Auch die unsichtbaren Taten sind wichtig

Wie sieht es mit unserem inneren Zustand aus? Haben wir es geschafft, nicht zu lästern, obwohl die Schwägerin uns schon wieder so dermaßen aufregt? Haben wir uns in Geduld geübt, als sich der dreiste Mann vor der Kasse vordrängelte? Gedenken wir Allah bei unseren täglichen Aufgaben und in kritischen Situationen oder nur zu den Gebetszeiten? Haben wir auch an unsere Geschwister gedacht, die kein Iftar haben und für sie gespendet? Sind wir dankbar für die zahlreichen Geschenke, die Allah uns gemacht hat? Bitten wir Allah täglich aufrichtig um Vergebung?

 

Allah verspricht Vergebung

Wir sollten unsere Chance nicht verpassen, in diesem zweiten Drittel des Ramadans Allahs Vergebung zu erhalten. Denn  der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte:  „Es ist ein Monat, dessen Anfang Barmherzigkeit, dessen Mitte Vergebung und dessen Ende die Errettung vor dem Höllenfeuer ist." (Ibn Hibban, Baihaqi) Die Vergebung ist eine wichtige Voraussetzung für die Errettung vor dem Höllenfeuer. Und die Errettung, und damit das Paradies ist doch das höchste Ziel eines jeden gläubigen Muslims und die beste Motivation!

Wenn Du Dir selber nochmal die Frage stellen möchtest, was Du in diesem Ramadan machen möchtest, dann lese unsere Ramdan-Tipps!