Islamic Relief bei der Weltklimakonferenz COP26: Ein Rückblick

Zur Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow, die am 31.Oktober begann und mit einem Tag Verspätung am letzten Samstag, den 13. November endete, rief Islamic Relief die Regierungen dazu auf, insbesondere bei der Klimaanpassung entscheidende Fortschritte zu erzielen und den Prozess für das „Globale Klimaanpassungsziel“ (Global Goal on Adaptation/ GGA) zu etablieren. Sowie die Klimafinanzierung von 100 Milliarden jährlich, davon 50 Prozent zur Klimaanpassung, endlich zu erfüllen. Wichtig ist Islamic Relief auch die Förderung von lokal geführten Klimaanpassungsstrategien in den Ländern des globalen Südens, insbesondere unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und Rechte von Frauen, Kindern, indigenen Bevölkerungsgruppen, Menschen mit Behinderungen und anderen marginalisierten Gruppen.

 

 Als Ergebnis der Weltklimakonferenz gab es zwar einige Fortschritte bei der Begrenzung des Heizens und der Reduzierung von Emissionen, jedoch zu viele Punkte, die immer noch nicht ausreichend angegangen wurden. Insbesondere die Frage der Finanzierung zur Wiedergutmachung klimabedingter Verluste und Schäden (sogenanntes „Loss and Damage“) blieb trotz vielfältigster Bemühungen ungeklärt.

Amin Hasanein, Climate Advocacy Koordinator von Islamic Relief Deutschland, war während COP26 vor Ort in Glasgow und berichtet: „Sicherlich sind die Ergebnisse der diesjährigen Weltklimakonferenz durchwachsen, wenn nicht sogar enttäuschend. Aber was Hoffnung und Mut macht, ist, dass die internationale Zivilgesellschaft nicht aufgibt, sich weiterhin für Klimagerechtigkeit einzusetzen. Und Islamic Relief als Teil dieser Zivilgesellschaft erst recht nicht.“

Islamic Relief als Teil der Zivilgesellschaft hat sich in mehreren Bereichen während der COP26 eingebracht. Als Vertreter von Islamic Relief Deutschland hat sich Amin Hasanein mit dem internationalen Islamic Relief-Netzwerk vor Ort engagiert:

  • Mitwirkung bei interreligiösen Aktionen für mehr Klimagerechtigkeit, bspw. gab es am ersten Konferenztag einen von verschiedenen Religionsgruppen durchgeführten Austausch in der Glasgower Synagoge.
  • Als Pilotprojekt wird die Glasgower Zentralmoschee mit Solarzellen ausgestattet (ein Projekt von IRW und Greenpeace MENA).
  • Ein Bericht von IR Pakistan zu klima-induzierter Migration wurde am 10.11.2021 in Anwesenheit des pakistanischen Ministers für Klimaschutz (im Original„Federal Minister for Climate Change“). Der Bericht (hier zu lesen) ist u.a. im Rahmen des von Islamic Relief Deutschland finanzierten VOCAL-Projekts entstanden. 

Der Schaden für betroffene Gemeinden weltweit ist enorm und dringende Unterstützung wird benötigt, um den Menschen zu helfen, ihr Leben wiederaufzubauen und sich auf häufigere und intensivere wetterbedingte Notfälle vorzubereiten.

Gemeinsame für Klimagerechtigkeit beim interreligiösen Gottesdienst

Am Tag der offiziellen Konferenzeröffnung kamen in der Garnethill-Synagoge religiöse Führungspersonen aus etwa zehn verschiedenen Religionen zu einem interreligiösen Gottesdienst zusammen, um Erfahrungen auszutauschen und um gemeinsam den dringenden Forderungen nach Klimagerechtigkeit Ausdruck zu verleihen. Die große Frage war, wie Glaubensgemeinschaften ihre Bemühungen gegen die Auswirkungen der globalen Klimakrise verstärken können.

Eine der Sprecherinnen und Sprecher war Shahin Ashraf, Leiterin für globale Advocacy-Arbeit bei Islamic Relief Worldwide. Sie betonte die Dringlichkeit der aktuellen Verhandlungen: „Wir werden vielen Herausforderungen begegnen, doch ich sage euch, Schwestern und Brüder, die Chancen werden ebenfalls zahlreich sein“.

Zur Frage der Erwartungen an den Klimagipfel sagte sie: „Wir wollen mehr Geld, wir wollen einen Plan, wir wollen Wirtschaft, wir wollen Verteilung und wir wollen Gerechtigkeit“, so Ashraf.

Denn nur die nötigen Finanzmittel können wirkungsvolles Handeln ermöglichen. Und die wissenschaftlichen Fakten sind eindeutig: Um annähernd das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, muss die internationale Staatengemeinschaft ihre Emissionen in den nächsten zehn Jahren halbieren und bis Mitte des Jahrhunderts eine Netto-Null-Emission erreichen. Selbst bei einem Anstieg um 1,5 Grad wird die globale Erwärmung schwerwiegende Auswirkungen auf Ökosysteme, die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden haben. Prognosen sagen voraus, dass weltweit ein Temperaturanstieg von 3.2 Grad stattfindenden wird, wenn nicht dringend Maßnahmen umgesetzt werden.

Widerstandsfähigkeit und Klimasensibilität in Kenia und Pakistan stärken

Ihren Beitrag zur Veränderung leistet Islamic Relief durch die Unterstützung vulnerabler Gemeinden dabei, widerstandsfähiger gegenüber den verheerenden Auswirkungen des Klimawandels zu werden. Wie aktuell in Kaloleni, Kenia, wo sich hunderte ländliche Haushalte klimaangepasste Praktiken aneignen, wie zum Beispiel Imkerei, Nutzung verbesserter Geflügel- und Ziegenarten sowie „Kitchen Gardening“-Technologien. Mehr Infos zum Projekt unter https://www.islamicrelief.de/entwicklungszusammenarbeit/kenia-ldp-foerderung-der-existenzsicherung-durch-klimaresiliente-diversifizierung-von-nahrung-und-einkommen-in-laendlichem-kaloleni-kenia/

In Pakistan hat das VOCAL-Projekt (Voices Organized for Climate Advocacy & Lobbying (VOCAL) – III) die Ausweitung einer landesweiten Kampagne zur Förderung lebendiger Zivilgesellschaft als Ziel, die sich für eine klimasensible Regierungsführung einsetzt. Weitere Informationen dazu hier https://www.islamicrelief.de/entwicklungszusammenarbeit/pakistan-voices-organized-for-climate-advocacy-lobbying-vocal-iii/

Mit zahlreichen Nothilfe- und Entwicklungsprojekten in Ländern wie Afghanistan, Bangladesch und Nepal stärkt Islamic Relief lokale Gemeinden dabei, beispielsweise durch die Entwicklung von Frühwarnsystemen bei Naturkatastrophen und durch Maßnahmen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegenüber der vom Klimawandel verursachten Dürre.

Bereits im August 2015, noch vor dem Pariser Klimaabkommen, verfasste das globale Islamic Relief-Netzwerk mit Partnern die erste islamische Deklaration zum Klimaschutz. Besonders Entwicklungsländer sowie arme und marginalisierte Menschen sind überproportional vom Klimawandel betroffen, obwohl sie weniger zum Problem beitragen.

Was ist COP26?

Seit 1992 treffen sich die Regierungen der Welt fast jedes Jahr, um eine globale Reaktion auf den Klimanotstand zu planen. Gemäß der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) von 1992 ist jedes Land der Erde vertraglich verpflichtet, „gefährlichen Klimawandel zu vermeiden“ und Wege zu finden, die Treibhausgasemissionen weltweit auf gerechte Weise zu reduzieren.  Seit 1994 ist Deutschland als Vertragsstaat der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC).

COP steht für Conference of the Parties im Rahmen der UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change). Dieses Jahr fand die 26. Konferenz, also COP26, statt und wurde vom Vereinigten Königreich in Glasgow ausgerichtet.

Auf der COP26 kommen zehntausende Verhandlungsführende, Regierungsvertreterinnen und -vertreter, Unternehmen und die Zivilgesellschaft zu zwölftägigen Gesprächen zusammen, um den Klimawandel zu bekämpfen. Islamic Relief war vor Ort, um sich für wirksame Veränderungen einzusetzen. Der UN-Klimagipfel COP26 wird als die wichtigste Klimakonferenz weltweit angesehen.