"Besorgt, dass das Schlimmste noch kommt"

Islamic Relief bereitet sich auf Hilfe für Menschen in Idlib vor

Ein offenbar unmittelbar bevorstehender Angriff des syrischen Militärs und verbündeter Truppen auf die Provinz Idlib hat auch humanitäre Hilfsorganisationen in höchste Alarmbereitschaft versetzt, da schlimmste Folgen für die Zivilbevölkerung zu erwarten sind.

Spätestens seit November 2017 haben die militärischen Auseinandersetzungen in Teilen der Provinz Idlib und angrenzenden Gebieten deutlich zugenommen. Ende 2017, Anfang 2018 hat das Camp Coordination and Camp Management Cluster (CCCM) mehr als 385.000 Flüchtlinge gezählt, die infolge dieser Auseinandersetzungen in die zentralen und nördlichen Gebiete Idlibs gekommen waren. In der Region um Idlib leben derzeit um die 3 Millionen Menschen, von denen fast die Hälfte Binnenflüchtlinge aus anderen Teilen Syriens sind, unter höchst schwierigen Bedingungen. Rund 70 Prozent von ihnen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Ein Angriff auf die bisher noch nicht von der syrischen Regierung kontrollierten Gebiete Idlibs, wie er nun unmittelbar bevorzustehen scheint, war daher seit Monaten absehbar und die humanitären Organisationen begannen, sich darauf vorzubereiten. Beispielsweise hat UN OCHA mit vor Ort aktiven Hilfsorganisationen verschiedene Szenarien und deren mögliche Auswirkungen besprochen. Als Folgen eines militärischen Großangriffs werden erwartet: Eine hohe Zahl neuer Flüchtlinge (bis zu 700.000 Menschen) in der Region, Straßensperrungen die zu Versorgungsproblemen und Preiserhöhungen für Grundnahrungsmittel führen, Einschränkungen der Bewegungs- und Handlungsmöglichkeiten von Hilfsorganisationen, Personal und Gütern, eine insgesamt stark verschlechterte Sicherheitslage, Beschädigung oder Zerstörung wichtiger Einrichtungen wie Bäckereien, Anlagen der Wasser- und Elektrizitätsversorgung, Gesundheitseinrichtungen, Schulen u.a., sowie ein zumindest zeitweiser Stopp der Versorgung mit wirtschaftlichen und humanitären Gütern über die Grenze zur Türkei, von denen 80 Prozent durch einen einzigen Grenzübergang (Bab Alhawa) gelangen. 
Für die zu erwarteten Flüchtlinge aus Idlib gibt es kaum Fluchtmöglichkeiten, auch weil die Grenze zur Türkei geschlossen ist. Die Lebensbedingungen der derzeit in Idlib lebenden Menschen sind schon jetzt äußerst schwierig.

Islamic Relief arbeitet seit Beginn der Krise in Syrien und in den angrenzenden Nachbarländern. Das Islamic Relief Netzwerk führt derzeit mehrere Projekte in Syrien in verschiedenen Bereichen durch und stellt sich auf die zu erwartende Situation ein. Insbesondere die Vorräte von Medikamenten und anderen relevanten Hilfsgütern werden aufgestockt.

Islamic Relief Deutschland unterstützt ebenfalls Projekte in Syrien, insbesondere im Bereich Sicherstellung der Gesundheitsversorgung. Auch hier steht im Vordergrund, die Vorräte an Medikamenten und anderem Material aufzustocken, um auf die zu erwartende höhere Zahl von Verletzten vorbereitet zu sein, aber auch eine Unterbrechung der laufenden medizinischen Versorgung zu verhindern, die insbesondere für schwer und chronisch kranke Patienten wie z.B. Dialyse-Patienten lebensbedrohlich wäre.

Ahmed Mahmoud, Sprecher der Syrien-Mission von Islamic Relief, sagt: „Man sieht die Gesichter der Kinder und sie sehen wie Geister aus. Sie sind erschöpft und ausgelaugt durch viele Jahre eines scheinbar endlosen Krieges, und viele von ihnen haben noch kein anderes Leben als dieses kennengelernt. Sie haben schon mehr durchgemacht als ein Mensch tragen kann, und wir sind sehr besorgt dass das Schlimmste noch kommt.“ Aus der Erfahrung ähnlicher militärischer Offensiven stehe auch zu befürchten, dass soziale und humanitäre Einrichtungen wie Schulen, in denen oft auch Binnenflüchtlinge untergebracht sind, Krankenhäuser, Märkte und Moscheen als erste getroffen werden. „Alle Kriegsparteien müssen das international humanitäre Recht und die Menschenrechte achten, dürfen keine Zivilisten angreifen und müssen uneingeschränkten humanitären Zugang ermöglichen”, so Ahmed Mahmoud von Islamic Relief weiter.

„Umso unwahrscheinlicher eine politische Lösung wird, desto wichtiger ist jetzt der Beitrag, den humanitäre Hilfsorganisationen leisten. Wir müssen von den schlimmsten Folgen der Offensive für die Zivilbevölkerung ausgehen, um ausreichend auf eine humanitäre Katastrophe dieser Größenordnung vorbereitet zu sein", sagt Manuela Roßbach, geschäftsführender Vorstand von Aktion Deutschland Hilft, dem Bündnis deutscher Hilfsorganisationen, die in großen humanitären Katastrophen gemeinsam Hilfe leisten. Zu den Mitgliedern von Aktion Deutschland Hilft gehört auch Islamic Relief Deutschland.

Die Menschen vor Ort fühlen sich von der Welt vergessen, und wenn die Bomben und die Kämpfe näher kommen haben sie keinen Ort, wohin sie fliehen können. Die internationale Gemeinschaft darf die Menschen in Syrien nicht vergessen und muss angesichts der erschwerten Krise ihre Hilfe erhöhen“, sagt Tarek Abdelalem, Geschäftsführer von Islamic Relief Deutschland.

Spenden Sie jetzt für die Syrien-Nothilfe von Islamic Relief Deutschland!