4 Jahre Krieg im Jemen

20 Millionen Menschen leiden Hunger

Schon vor dem Ausbruch des Konflikts im März 2015 war der Jemen eines der ärmsten Länder der arabischen Halbinsel. Heute weiß man, dass sich im Jemen die schlimmste humanitäre Krise unserer Zeit abspielt. Massiver Hunger ist dort für viele Menschen Alltag, Wasser gibt es kaum. Die normalsten aber wesentlichsten Dinge sind nicht mehr vorhanden. Die Lebensgrundlagen der Menschen sind erschöpft und Kinder wachsen ohne Schulbildung auf.

„In den letzten vier Jahren stand die jemenitische Bevölkerung unter dem Beschuss von Bomben, Waffen und musste einen nahezu Totalausfall der wesentlichen Dienstleistungen wie Gesundheitsversorgung und Sanitär aushalten, was zehntausende von Leben gefordert hat,“ sagte der Head of Mission von Islamic Relief Jemen, Muhammad Zulgarnain Abbas.

„Während der Konflikt weitergeht, werden Familien in die Ecke gedrängt - sie müssen sich entscheiden, ob sie ihre Kinder füttern oder selber etwas essen.“ 

 

Krieg und Hunger machen keine Pause

Um die 80 Prozent der jemenitischen Bevölkerung sind vom Krieg betroffen.In vielen Provinzen wurden Schulen, Fabriken, Krankenhäuser und Bauernhöfe zerstört. Einige ländliche Gemeinden sind seit Jahren von der Außenwelt abgeschottet. Die Hauptstadt Sanaa wurde wiederholt bombardiert und beschossen. Straßensperren und Einschränkungen in Taiz haben die Lebensmittelpreise in bedrohliche Höhen steigen lassen, während Bomben- und Schussgeräusche zur Kulisse für das Leben in Hodeida wurden, wo die Zivilbevölkerung fürchtet, dass der fragile Waffenstillstand nicht anhält.

Juma’ah Quhri und ihre Familie sind vor den Kämpfen geflohen, aber müssen jetzt trotzdem um ihr Überleben kämpfen.

Die Großmutter Juma’ah Quhri kommt aus Mandhar, heute eine Kriegsfront. Im Juni floh sie mit ihrem Sohn, der Lehrer ist und ihren acht Enkeln aus ihrer Heimat.

„Als die Kämpfe unsere Nachbarschaft erreichten, dachten wir nicht daran, irgendetwas mitzunehmen, wir flohen nur mit dem, was wir am Körper trugen,“ erzählte Juma’ah. „Unsere Häuser wurden zerstört, kurz nachdem wir das Dorf verlassen hatten.“

Heute lebt die Familie in Hodeida in einem einzigen Zimmer. Die Kinder schlafen auf dem Flur, anstatt in die Schule zu gehen. Sie versuchen, etwas Geld zu verdienen und davon die Miete zu bezahlen und Lebensmittel zu kaufen. Ahmed Mor’ie, der auch aus Mandhar kommt, kämpft ebenfalls um das Überleben seiner Familie, nachdem er sein altes Leben zurücklassen musste.

„Meine Töchter versteckten sich vor Angst unter den Betten, als draußen geschossen wurde,“ beschreibt er den Tag seiner Flucht. „Während die Menschen Eid feierten, flohen wir barfuß aus unserem Haus.

Nach der Flucht wurde unser Haus zerstört und unser Eigentum geplündert, aber wir sind froh, dass wir noch am Leben sind.“

Trotz der Tatsache, dass das Dorf noch immer als Kriegsfront dient, und die Gewalt in Hodeida trotz des Friedensabkommens vom letzten Dezember weitergeht, wurden zwei von Mori’es Kindern gezwungen, in das Dorf zurückzukehren, um dort zu fischen: denn das ist die einzige Einkommensquelle der Familie.

„Wir haben seit unserer Flucht stark gelitten, und wir kämpfen täglich ums Überleben. Ich hoffe, für meine Familie etwas zu essen zu finden und dass wir irgendwann in unser Haus in Mandhar zurückkehren können, wenn die Kriegsparteien sich endlich einigen und der Krieg ein Ende nimmt.“

Leider gibt es Millionen Menschen wie Juma’ah, die in diesem kriegsgebeutelten Land leiden.

 

Islamic Relief vor Ort im Jemen

Islamic Relief ist seit über 20 Jahren im Jemen aktiv und hat dort lebensrettende Arbeit vor Ort auch während des gesamten katastrophalen Konflikts weiter fortgeführt. Wir haben Büros in Sanaa, Hodeida, Sa’ada, Amran, Raymah, Aden, Marib, Dhamar und Taiz. Unsere unglaublich engagierten Mitarbeiter und Ehrenamtlichen leisten lebenswichtige humanitäre Hilfe, oft verbunden mit persönlichen Risiken in diesem gefährlichen Land. Erst Anfang diesen Jahres wurde ein Islamic Relief Mitarbeiter durch eine Kugel getötet.

Wir sind in 17 Gouvernements aktiv, einschließlich sehr abgelegener Regionen. Alleine letztes Jahr konnten wir 2,6 Millionen gefährdete Menschen unterstützen.

Dank Ihrer Hilfe konnten wir Mangelernährung behandeln, Familien dazu befähigen, sich eine neue Existenz aufzubauen, stellten sauberes Trinkwasser sowie grundlegende Sanitär- und Hygienedienstleistungen bereit – außerdem stellten wir sicher, dass verwaiste Kinder Stipendien erhalten, um damit ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen. Derzeit sind wir aktiv in der landesweiten Verteilung von Lebensmitteln und werden jeden Monat dringend benötigte Nahrungsmittel an 2,2 Millionen Menschen verteilen.

 

Mehr humanitäre Hilfe und ein Ende der Krise sind bitter nötig

Ahmed Mor’ie wünscht sich, dass der Krieg ein Ende nimmt, der Hunger aufhört und er endlich wieder nach Hause zurückkehren kann. Islamic Relief ist entschlossen, weiterzumachen und alles in unserer Macht stehende zu tun, um das Leid im Jemen zu mindern.

Deshalb haben wir uns dazu verpflichtet, Hilfen im Wert von 6,7 Mio. Euro für dieses kriegsgebeutelte Land zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig wissen wir, dass dies nur ein Bruchteil von dem ist, was benötigt wird. Deshalb erneuern wir unseren Hilferuf an alle Regierungen, dem Jemen zu helfen – und einen absoluten Waffenstillstand sowie Friedensverhandlungen herbeizuführen und diese zerstörerische Krise endlich zu beenden.

„Nach vier Jahren Krieg sind schätzungsweise 24 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe oder Schutz angewiesen – einschließlich unglaublichen zehn Millionen, die akut vorm Verhungern bedroht sind. Das sind große, fast unbegreifliche Zahlen,“ fügt Muhammad Zulqqarnain Abbas, Mission of Head bei Islamic Relief Jemen hinzu.

„Jeden Tag stehen die Islamic Relief Mitarbeiter und Ehrenamtliche den ganz normalen Menschen gegenüber, die diese außergewöhnlichen Zahlen verkörpern. Es sind Männer, Frauen und Kinder, die sich nichts sehnlicher wünschen als in Frieden zu leben und ihr zerstörtes Leben wieder aufzubauen. Ein Ende dieses entsetzlichen Leides ist schon längst überfällig.“

Und während der Krieg unerbitterlich weitertobt, brauchen die Menschen im Jemen Ihre Hilfe heute mehr denn je. Mit Ihrer Spende können wir die lebenswichtige Versorgung leisten, die diese Menschen so dringend benötigen.

 

Bitte spenden Sie jetzt für unsere Jemenhilfe!