Bangladesch: Nachhaltige Einkommenssicherung

Einkommen

Das dreijährige Projekt zur nachhaltigen Einkommenssicherung und Förderung des Modells zur Beseitigung extremer Armut in Kurigram (EEP-Projekt) möchte 1.000 extrem armen, marginalisierten Haushalten mit weiblichem Familienoberhaupt ein erhöhtes Einkommen, Ernährungssicherheit, Zugang zum Markt und zu grundlegenden Dienstleistungen, Stabilität und eine Verringerung ihrer extremen Armut ermöglichen. Es sollen Einkommen für die extrem armen Haushalte generiert sowie strukturelle Ursachen von extremer Armut und Nahrungsmittelunsicherheit beseitigt werden.

Das Projekt soll ebenfalls zu einer breiteren Bekanntmachung des nachhaltigen Finanzierungsmodells der Hilfe-zur-Selbsthilfe  (gebührenfreies und zinsloses Darlehen organisiert in Selbsthilfegruppen, EEP-Modell) beitragen.
 

Land: Bangladesch

Ort: Distrikt Kurigram; Unterbezirk Rajarhat

Begünstigte: 

Direkte Begünstigte: Insgesamt 4.500 Personen aus 1.000 extrem armen und marginalisierten Haushalten
Indirekte Begünstigte: Insgesamt 15.000 Menschen in den begünstigten Gemeinden

Bei der Auswahl der direkten Begünstigten werden Haushalte mit weiblichem Familienoberhaupt (Witwen, Geschiedene und Alleinerziehende) bevorzugt. Dies berücksichtigt auch Haushalte mit behinderten, alten oder chronisch kranken Personen, von Kinderarbeit abhängige Haushalte, Haushalte von Tagelöhnern, landlosen und wirtschaftlich benachteiligten Personen.

Projektziele: Durch das Projekt soll die extreme Armut der begünstigten Haushalte beseitigt werden durch eine Verbesserung ihrer Möglichkeiten, den eigenen Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. Das Projekt soll ebenfalls zu einer breiteren Bekanntmachung des nachhaltigen Finanzierungsmodells der Hilfe-zur-Selbsthilfe  (gebührenfreies und zinsloses Darlehen organisiert in Selbsthilfegruppen, EEP-Modell) beitragen.

Projektdauer: 01.02.2020-31.01.2023 (36 Monate)

Implementierungspartner: Islamic Relief Bangladesch

Gesamtkosten: 600.000 EUR

Durch eine Verbesserung der Möglichkeiten, den Lebensunterhalt selbst zu bestreiten und durch die Implementierung des EEP-Modells soll die extreme Armut und Nahrungsmittelunsicherheit von 1.000 sehr armen Haushalten beseitigt werden. Dadurch wird die ökonomische Situation sowie die gesellschaftliche Teilhabe von Frauen im Land verbessert.

Weitere Ergebnisse:

  • Relevante Regierungsbehörden sowie nationale und internationale Entwicklungspartner sind sensibilisiert für die Adaption des EEP-Modells
  • Eine breitere Öffentlichkeit unterstützt die Finanzierung, Adaption und Skalierung des EEP-Modells
  • Bildung von 32 Selbsthilfegruppen (SHG), die von Frauen geführt werden sowie einer Kooperative, die die Arbeit der Selbsthilfegruppen koordiniert. Die SHG ist ein Forum für gemeinderelevante Diskussionen und Interessenvertretung der Gruppe, zugleich gewährt sie jedem Mitglied die Möglichkeit für einen zinslosen Kredit und eine Schulung zum Kapazitätsaufbau (EEP-Modell)
  • Ermöglichung des Zugangs zum Markt
  • Saatgutverteilung an begünstigte Haushalte
  • Reis zur Einrichtung einer Lebensmittelbank
  • Sensibilisierungssitzungen zu verschiedenen sozialen Themen, Gesundheits- und Rechtsfragen sowie zur Abfallbewirtschaftung und Abwasserentsorgung
  • Einrichtung eines “Nationalen Kooperativen-Netzwerks” um als Dachorganisation für andere registrierte Kooperativen zu fungieren, die das EEP-Modell umsetzen
  • Um zu einer breiteren Bekanntmachung des nachhaltigen Finanzierungsmodells der Hilfe-zur-Selbsthilfe  (EEP-Modell) beizutragen, wird das Projekt Schulungsmodule entwickeln, Trainer fortbilden, Begleitforschung über die Wirkung des Projektes durchführen, Workshops & Seminare mit Regierungsvertretern und anderen NGOs organisieren, eine Internetseite erstellen, sich an Zakat-bezogenen Aktivitäten beteiligen, Treffen mit lokalen islamischen Banken und Unternehmen zur weiteren Finanzierung organisieren, uvm.  

Bangladesch ist mit 160 Millionen Einwohnern (Volkszählung 2011) eines der am dichtesten besiedelten und bevölkerungsreichsten Länder der Welt. Die Armutsquote in Bangladesch liegt bei 21,8 Prozent, während die untere Armutsgrenze oder in extremer Armut lebender Menschen im Jahr 2018 bei 11,3 Prozent lag. Das Projektgebiet Disrikt Kurigram ist das am stärksten von Armut betroffene Gebiet Bangladeschs.

Saisonale landwirtschaftliche Arbeit ist die Haupteinkommensquelle in der Projektregionen. Der durchschnittliche Tageslohn beträgt 2-3 US-Dollar (pro Person/pro Tag), wobei Frauen weniger als Männer erhalten. Die Ungleichheit der Geschlechter ist tief in der Gesellschaft Bangladeschs verankert. Die wirtschaftliche Stärkung von Frauen ist eine wesentliche Voraussetzung für die nachhaltige Entwicklung und für ein armutsorientiertes Wirtschaftswachstum des Landes. Frauen leisten einen großen Beitrag zur Landwirtschaft in Bangladesch, aber ihr Beitrag ist nicht sichtbar und wird von Familie und Gesellschaft kaum anerkannt. Obwohl herkömmliche Mikrofinanzprogramme Frauen finanziell unterstützen, wird das Kapital von Männern genutzt und kontrolliert. Frauen haben sehr viel weniger Kontrolle über ihr Einkommen und ihre Ausgaben auf Haushaltsebene. Auch ist der Ertrag von Frauen aufgrund des Mangels an Technologie, Dienstleistungen, kollektiven Initiativen, niedriger Kapitalfinanzierungsrate und des Mangels an fairem Marktzugang sehr gering. Die Beteiligung von Frauen an Entscheidungsprozessen von Familie und Gesellschaft ist ebenso sehr gering. Frauen kennen ihre Rechte nicht. Sie sind selten auf einer gemeinsamen Plattform organisiert. Die Entwicklungshemmnisse Mitgift, Polygamie,  Frühehe, Scheidung, körperliche und psychische sowie häusliche Gewalt gegen Frauen sind in diesem Gebiet ebenso weit verbreitet.

Auch sind die Menschen in Bangladesch häufig Naturkatastrophen wie Flusserosion, Überschwemmungen, Dürren, übermäßigen Regenfällen, starker Kälte und dichtem Nebel ausgesetzt. Während einer schweren Kälteperiode gehen sie aus Mangel an warmer Kleidung nicht zur Arbeit. Diese Personen stehen also vor vergleichsweise größeren Herausforderungen, die ihre Ernährungsunsicherheit ansteigen lässt. Leider nimmt die sozioökonomische und politische Ausgrenzung aufgrund von Defiziten im System der Regierung zu. Kurzfristige und unzureichende Unterstützung hat für die Betroffenen keine nachhaltigen Veränderungen gebracht. Üblicherweise haben extrem arme Familien keine alternativen Möglichkeiten zur Generierung von Einkommen für ihren Lebensunterhalt, weil sie kein Geld haben, um Vieh zu kaufen oder eine andere Tätigkeit aufzunehmen.