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Junge Frauen und Männer im Irak haben das Gefühl, nicht als demokratische Akteure wahrgenommen zu werden. Es gibt für sie kaum Möglichkeiten, sich konstruktiv in die Gesellschaft einzubringen. Neben der Perspektivenlosigkeit für junge Erwachsene als Folge des Konflikts gibt es aktuell in der ganzen kurdischen Region Nordiraks nur sehr eingeschränkte Einkommensmöglichkeiten. Hinzu kommen eine erhöhte Verschuldung und die Erschöpfung der Ersparnisse, was zu weiteren Sicherheitsrisiken und negativen Bewältigungsmechanismen für gefährdete Bevölkerungsschichten führt. Jungen Menschen mehr ökonomische Möglichkeiten zu verschaffen, stellt eine der größten Herausforderungen an die Region dar.
Das von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH finanzierte Projekt wurde konzipiert, um jungen Erwachsenen im Nordirak (Erbil Gouvernement) durch berufliche Bildung bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verschaffen und ihnen bessere finanzielle Bedingungen zu bereiten, damit sie wieder Hoffnung auf eine bessere Zukunft haben können. Durch das Projekt sollen junge Erwachsene größere Chancen bekommen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, indem sie ihre Fähigkeiten verbessern und ihre Netzwerke erweitern. Zudem soll durch dieses Projekt die ökonomische Situation jungen Frauen und Männern, vor allem Rückkehrerinnen und Rückkehrer, durch technische und kaufmännische Fähigkeiten sowie den Aufbau neuer Geschäfte verbessert werden. Einige der jungen Erwachsene zwischen 16 und 30 Jahren sollen zu diesem Zweck eine Grundausstattung für eine neue Existenzgründung erhalten. Letztlich nehmen motivierte Jugendliche an Trainings-of-Trainers (ToT) zur Förderung von sozialen sowie Führungs- und Lebenskompetenzen teil und übernehmen Verantwortung in der Durchführung von Trainings für weitere junge Menschen.
Land: Irak
Ort: Gouvernement Erbil (kurdisches Gebiet im Nordirak)
Direkt Begünstigte: 1.000 junge Erwachsene zwischen 16 und 30 Jahren, insbesondere Frauen (60%) und Rückkehrerinnen und Rückkehrer
Projektziel: Die ökonomische Situation junger Erwachsener ist durch berufliche Bildung und Beschäftigungsförderung verbessert
Projektdauer: 01.12.2018–31.08.2019
Implementierungspartner: Islamic Relief Irak
Gesamtkosten: 339.541,82 Euro
Finanzierung: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Die gefährdeten Jugendlichen in Erbil verschaffen sich einen besseren Zugang zu Möglichkeiten des Lebensunterhalts. Durch Arbeit und Selbstständigkeit können sie ihre ökonomische Situation verbessern sowie aktiv und konstruktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben.
Das Curriculum wird in Anlehnung an die Bedürfnisse des lokalen Arbeitsmarktes und unter Berücksichtigung der Chancen für junge Menschen vor allem Frauen, Rückkehrerinnen und Rückkehrer konzipiert.
Die zweimonatige Ausbildung soll von Fachkräften aus den Bereichen NGO, Regierung oder semi-staatliche Ausbildungszentren durchgeführt werden. Dabei soll auf die Inklusion von Frauen, der lokalen Gemeinden, Vertriebenen, Rückkehrerinnen und Rückkehrer und Flüchtlingen Rücksicht genommen werden. Folgende Bereiche werden als Ausbildungsfächer in Betracht gezogen:
Es werden 50 freiwillige Jugendleiter ausgewählt, die als Partner mit in das Projekt einbezogen werden, um die Nachhaltigkeit des Projektes und Eigenverantwortung (Ownership) der Jugendlichen zu fördern. Die Jugendleiter dienen als Brücke zwischen unserem Implementierungspartner Islamic Relief Irak und den Jugendlichen im Programm.
Die Training-of-Trainers(ToT)-Aktivitäten sollen den jungen Erwachsenen ermöglichen, ihre Führungskompetenzen weiterzuentwickeln, Selbstbewusstsein aufzubauen und Konfliktbewältigungsmechanismen zu erlernen sowie für einen guten Zweck zu arbeiten – das Empowerment von Jugendlichen. So sollen sichere Möglichkeiten für Jugendliche aus verschiedenen sozialen Schichten geschaffen werden, sich sinnstiftend in die Gesellschaft einzubringen. Die Jugendleiter sollen aktiv Schulungen für andere Mitglieder der Zielgruppe durchführen.
Unser Partner Islamic Relief Irak plant langfristige Kooperationen mit dem Privatsektor/Arbeitgebern, um die Inklusion der Zielgruppe sicherzustellen. Hierbei stehen Frauen, Rückkehrerinnen und Rückkehrer im Fokus, die noch nicht die Möglichkeit hatten am Arbeitsmarkt teilzunehmen. Sie sollen mit dem privaten Sektor zusammengebracht werden, um so bessere Jobchancen zu erhalten. Wenn es keine freien Stellen gibt, sollen die Jugendlichen die Möglichkeit bekommen, sich für dreimonatige Praktika zu bewerben. Hierfür wird ihnen ein monatliches Stipendium gezahlt, damit sie ihre täglich anfallenden Kosten für Transportmittel und Essen decken können. Absolventinnen und Absolventen können dort praktische Arbeitserfahrungen sammeln und selbstständiger werden.
Junge Erwachsene erhalten die nötige Ausstattung, um ihr eigenes Geschäft aufzubauen oder zu erweitern. Die jungen Erwachsenen werden bei ihren Geschäftsplänen unterstützt und beraten. Ein gut ausgearbeitetes Geschäftsmodell ist notwendig, um die Ernsthaftigkeit des Geschäftsvorhabens zu gewährleisten. Nach gemeinsamer Fertigstellung des Geschäftsmodells werden die benötigten Werkzeuge und Geräte für die Ausstattung des Geschäfts bereitgestellt und Verbindungen zu möglichen Mikrokreditgebern hergestellt, falls weitere finanzielle Mittel benötigt werden. Außerdem sollen die Jugendlichen mit anderen jungen Menschen gleicher Interessen vernetzt werden, um sich gegenseitig zu unterstützen und zusammenzuschließen.
Für das Selbstbewusstsein und Empowerment der Jugendlichen, aber auch für den Erfolg ihrer Geschäfte, werden die Jugendlichen in verschiedenen Kompetenzbereichen geschult:
Sieben Jahre nach Beginn der Krise in Syrien und aufgrund des Konfliktes im Irak stehen syrische Flüchtlinge, irakische Binnenflüchtlinge, Rückkehrer und lokale Gemeinden immer noch vor großen Hürden auf dem Weg zurück in ein normales Leben. Zwar konnte die irakische Regierung 2017 große Teile des Landes zurückerobern, dennoch hat sich die Lage der Region noch nicht normalisiert. Viele Binnenflüchtlinge stehen vor einer zerstörten Infrastruktur; Sicherheit, öffentliche Verwaltung, Dienstleistungen (Elektrizität, Wasser, usw.) und Einkommensmöglichkeiten sind noch nicht wiederhergestellt.
Weitreichende politische, ökonomische und soziale Bedingungen im Irak verstärken die schlechten Bedingungen, denen die Menschen ausgesetzt sind. Der bewaffnete Konflikt im benachbarten Syrien und innerhalb des irakischen Gebiets hat die Wirtschaft geschwächt, die öffentlichen Finanzen und Ressourcen der kurdischen Region im Irak strapaziert. Schon vor dem Konflikt hatte die Region nur begrenzt Ressourcen, Dienstleistungen und Möglichkeiten zur Bestreitung des Lebensunterhalts. Der weltweit niedrige Ölpreis, der Rückgang lokaler und internationaler Investitionen, Gehaltskürzungen der Regierung und der militärische Einsatz im Land haben diesen Zustand weiter verstärkt. Gemeinden und Behörden der Region haben daher nur sehr begrenzte Kapazitäten, um auf den fortschreitenden Zufluss von Binnenflüchtlingen und syrischen Flüchtlingen einzugehen. Politische Unsicherheit, der wachsende Druck auf demokratische Prozesse, Konflikte und Teilung aufgrund von sektiererischen und ethnischen Zugehörigkeiten, Normalisierung von Gewalt, Ausgrenzung von Minderheiten und ein Konkurrenzkampf auf dem Arbeitsmarkt stellen die Menschen vor große Probleme. Die Erfahrungen mit Krieg, die frustrierende Realität sowie die herrschende Perspektivenlosigkeit führen gerade bei jungen Erwachsenen zu einem erhöhten Risiko für Radikalisierung und Rekrutierung durch gewaltbereite extremistische Gruppierungen.