Weltflüchtlingstag: Mehr Menschen als je zuvor sind gezwungen, aus ihrem Zuhause zu fliehen

Eine Rekordzahl von Menschen sind aktuell durch Krieg, Gewalt und Verfolgung entwurzelt, während die Welt daran scheitert, ihnen Hilfe und Schutz zu gewährleisten, warnt Islamic Relief am heutigen Weltflüchtlingstag. Nach jüngsten Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks sind weltweit mindestens 120 Millionen Menschen gewaltsam vertrieben worden.

Die Zahl der Menschen, die gezwungen sind, aus ihrer Heimat zu fliehen, hat sich in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt. Viele von ihnen haben schreckliche Gewalt oder Traumata erlitten und mussten auf der Suche nach Sicherheit und Unterstützung ihr Zuhause, ihre Angehörigen, ihren Lebensunterhalt und ihr Heimatland hinter sich lassen. Rund 40 Prozent der vertriebenen Menschen sind Kinder.

Während sich die weltweite politische Aufmerksamkeit häufig auf die relativ geringe Zahl der in den reichsten Ländern ankommenden Flüchtlinge konzentriert, sucht die große Mehrheit der weltweit vertriebenen Menschen Zuflucht in armen Nachbarstaaten oder Ländern mit mittlerem Einkommen oder bleibt in ihren Heimatländern.

Die Kürzungen der internationalen Hilfe und die anhaltende Missachtung des humanitären Völkerrechts führen jedoch dazu, dass viele Vertriebene mit anhaltender Gewalt und einem kritischen Mangel an Nahrungsmitteln, Unterkünften und Beschäftigungsmöglichkeiten konfrontiert sind.

Neue Gewalteskalationen in Ländern und Regionen wie dem Sudan und dem Gazastreifen haben - zusätzlich zum Versagen bei der Bewältigung langwieriger Krisen in Ländern wie Syrien, Afghanistan und Myanmar - den Anstieg der Vertreibungen im vergangenen Jahr vorangetrieben.

Sudan, Syrien und Gazastreifen besonders von Flucht durch Gewalt betroffen

Der seit mehr als einem Jahr andauernde brutale Krieg im Sudan hat zur größten Binnenvertreibungskrise der Welt geführt. Mehr als zehn Millionen Menschen - fast ein Viertel der Gesamtbevölkerung - sind nun innerhalb des Landes auf der Flucht, und die Gefahr einer Hungersnot nimmt rapide zu.

Weitere zwei Millionen Menschen sind in Nachbarländer wie den Tschad und den Südsudan geflohen, die selbst zu den ärmsten Ländern der Welt gehören.

Die Gewalt im Gazastreifen hat zu der weltweit am schnellsten wachsenden Vertreibungskrise geführt. 75 Prozent der Bevölkerung des Gazastreifens sind nun gezwungen, umzuziehen. Die meisten sind innerhalb des Gazastreifens gefangen und können nirgendwo sicher hingehen und haben keinen Zugang zu ausreichender humanitärer Hilfe.

Nach 13 Jahren Krise und Gewalt ist Syrien nach wie vor das Land mit den meisten Vertriebenen insgesamt: 13,8 Millionen Syrerinnen und Syrer sind inzwischen gewaltsam vertrieben worden. Mehr als sieben Millionen von ihnen befinden sich noch innerhalb Syriens, viele von ihnen in Lagern, in denen es kaum Arbeitsplätze und Dienstleistungen gibt. Mehr als sechs Millionen sind über die Grenzen geflohen, meist in Nachbarländer wie die Türkei, Jordanien und Libanon.

Die internationale humanitäre Reaktion ist stark unterfinanziert

Die internationale Reaktion auf die meisten dieser Krisen ist stark unterfinanziert. Nach fast der Hälfte des Jahres verfügt der von den Vereinten Nationen geleitete Reaktionsplan 2024 für den Sudan über weniger als ein Sechstel der erforderlichen Mittel (16 Prozent), während Syrien (13 Prozent) und Afghanistan (21 Prozent) mit ähnlichen Defiziten zu kämpfen haben.

Viele Krisen werden immer langwieriger und Millionen von Menschen sind inzwischen seit Jahren oder sogar Jahrzehnten auf der Flucht, während die internationale Unterstützung versiegt. Die Menschen, die vor der Gewalt in Syrien, Jemen, Afghanistan und Myanmar geflohen sind, haben in letzter Zeit unter starken Kürzungen der Nahrungsmittelhilfe gelitten, doch es gibt nur wenige Möglichkeiten für sie, ihre eigenen Nahrungsmittel anzubauen oder Arbeit zu finden, um sich selbst zu versorgen.

Forderung nach diplomatischen Friedensverhandlungen und mehr Mitteln für langfristige Lösungen

Die Bewältigung der weltweiten Vertreibungs- und Flüchtlingskrise erfordert eine Aufstockung der Soforthilfe für Menschen, die vor Gewalt fliehen, eine stärkere Unterstützung für die längerfristige Sicherung des Lebensunterhalts, um die Abhängigkeit von der Hilfe zu verringern, eine anhaltende diplomatische Aufmerksamkeit für Friedensverhandlungen und Friedenskonsolidierung sowie die konsequente Einhaltung des Völkerrechts.

Islamic Relief fordert auch eine stärkere Anerkennung und Unterstützung von Glaubensgemeinschaften, die bei der Bewältigung von Vertreibungen oft an vorderster Front stehen. Moscheen, Kirchen, Tempel und lokale Glaubensgemeinschaften sind oft die ersten, die Nahrungsmittel und Unterkünfte zur Verfügung stellen und den sozialen Zusammenhalt in einer Zeit fördern, in der viele Flüchtlinge, die vor Gewalt und Verfolgung fliehen, an den Orten, an denen sie ankommen, mit Diskriminierung, Xenophobie und Stigmatisierung konfrontiert sind.

Islamic Relief Deutschland ist in vielen Krisenregionen tätig und leistet für Menschen auf und nach der Flucht humanitäre Unterstützung und langfristige Maßnahmen für z.B. die Sicherung des Lebensunterhalts.

Mehr über die Hilfsprogramme von Islamic Relief erfahren Sie unter www.islamicrelief.de