Täglich kommen Tausende von Menschen ohne Unterkunft, Nahrung oder Wasser in Afghanistan an und stehen vor einer ungewissen Zukunft, nachdem sie aufgefordert wurden, Pakistan zu verlassen.
Die Teams von Islamic Relief in Afghanistan versorgen die Neuankömmlinge mit sauberem Trinkwasser, Notlatrinen und medizinischer Grundversorgung. Bis zum 3. November hat das Team 150 Frauen, Männer und Kinder medizinisch behandelt. Auch die afghanischen Gemeinden vor Ort versorgen die Neuankömmlinge mit Lebensmitteln, Decken und anderen Hilfsgütern.
Mitte September kündigte die pakistanische Regierung an, dass Ausländer ohne gültige Papiere das Land verlassen müssen oder mit der Abschiebung rechnen müssen - eine Entscheidung, von der rund 1,7 Millionen der 4,4 Millionen afghanischen Flüchtlinge im Land betroffen sein dürften. Seitdem haben mehr als 120.000 Afghanen die Grenze von Pakistan nach Afghanistan überquert - und dieser Prozess beschleunigt sich nun, da inzwischen bis zu 12.000 Menschen pro Tag die Grenze überqueren.
Zu den Betroffenen gehören Kinder, die in Pakistan geboren wurden und noch nie in Afghanistan waren, während viele Menschen keine nahen Verwandten mehr in Afghanistan haben oder seit vielen Jahren nicht mehr dort waren.
Die Menschen haben eine extrem harte Reise aus ganz Pakistan hinter sich, und viele von ihnen kommen unter schrecklichen Bedingungen in Afghanistan an, ohne ein Dach über dem Kopf und ohne Lebensmittel, Geld, Wasser und sanitäre Einrichtungen. Da der Winter naht, werden sie bald eisigen Minusgraden ausgesetzt sein.
Ein Zustrom von bis zu 1,7 Millionen Menschen wird eine enorme Belastung für Afghanistan darstellen, das bereits unter einer großen humanitären Krise leidet, die durch ein extrem hohes Maß an Hunger, Armut, Arbeitslosigkeit und Unterernährung gekennzeichnet ist.
Mehr als 29 Millionen Menschen in Afghanistan sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, doch die internationalen Mittel zur Bewältigung der Krise sind bereits erschöpft. Islamic Relief hat die internationalen Geber dazu aufgerufen, die Unterstützung für die schutzbedürftigen Menschen in Afghanistan und die regionale Flüchtlingskrise zu verstärken.
Die überwiegende Mehrheit der afghanischen Flüchtlinge wird von Nachbarländern, insbesondere Pakistan und Iran, aufgenommen. Der von den Vereinten Nationen geleitete Plan zur Unterstützung der afghanischen Flüchtlinge in den Nachbarländern verfügt nur über 15 Prozent der erforderlichen Mittel, während der Plan zur Bewältigung der Krise in Afghanistan nur zu 36 Prozent finanziert ist.