Mit Leibchen und Laufschuhen gegen Leid

Sejfuddin Dizdarević läuft beim Warschau-Marathon für den guten Zweck

Sejfuddin Dizdarević ist langjähriger und leidenschaftlicher Marathon- und Halbmarathonläufer. Regelmäßig tritt er sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene mit Leibchen und Laufschuhen an. Seit einiger Zeit verbindet er seine Leidenschaft mit dem guten Zweck: er läuft für Notleidende in Syrien oder Palästina. Anlässlich seines kommenden Marathons am 28.09.2014 in Warschau sprachen wir mit ihm über seine Beweggründe, Vorbereitung und Hoffnungen.

As-salamu aleikum Sejfuddin. Du läufst nun bereits zum vierten Mal für Bedürftige und arbeitest dabei wieder mit Islamic Relief zusammen. Wie kommt das?

Ja, die letzten Male bin ich für Syrien gelaufen, auf meinem Leibchen stand „Laufen für Syrien“. Dieses Mal laufe ich für Palästina, und da der Marathon in Polen stattfindet, steht auf meinem T-Shirt „Running for Palestine“. Als Islamic Relief mich damals angesprochen hat, ob ich nicht für Syrien laufen wolle, habe ich sofort zugestimmt. Laufen würde ich sowieso, und wenn man dies mit einer guten Sache verbinden kann – umso besser.

Warum läufst du?

Im Alltag bewege ich mich nicht viel, denn ich arbeite im Büro, und auch zu Hause gibt es nicht viel Gelegenheit für Bewegung. Vor etwa neun Jahren habe ich dann mit dem Laufen angefangen und habe gesehen: Das ist meine Sportart. Das Joggen kann man ganz individuell in den Tag schieben, ich bin nicht von einem Verein abhängig, kann laufen wann ich will und wie ich will. Für mich ist das ideal. Inzwischen bin ich bereits drei Marathone und zehn Halbmarathone gelaufen.

Wie kommt es, dass du dieses Mal in Warschau läufst?

Meine Frau ist Polin und hat für ihre Bachelor-Arbeit etwas in Polen zu erledigen. Da habe ich entschieden, dass ich sie begleite und dies mit dem Marathon-Lauf verbinde. Gestern Abend sind wir in Warschau angekommen, nun laufen die letzten Vorbereitungen. Der kommende Marathon ist das Highlight für Warschau im September. Es laufen etwa 10.000 Menschen mit – eine beachtliche Zahl. Wobei erfahrungsgemäß einige, die ihr persönliches Ziel nicht erreicht haben, nicht erscheinen werden. Ich rechne mit etwa 7.000 Läufern. Meine Frau und meine Tochter werden am Ort des Zieleinlaufs stehen und mich so unterstützen.

Wie hast du dich auf den kommenden Marathon vorbereitet?

Ich bin ja im März einen Halbmarathon und im April dann einen Vollmarathon gelaufen (wir berichteten, Anm. d. Red.). Dann kam der Ramadan und ich habe gar nichts gemacht. Danach habe ich dann aber wieder angefangen und habe meinen Zehn-Wochen-Trainingsplan durchgezogen – wobei es nicht ganz zehn Wochen waren, ein paar Trainingseinheiten haben gefehlt. Ich hoffe aber, dass es reicht. Ich fühle mich diesmal gut vorbereitet, da ich noch Kondition von meinen letzten Marathonläufen habe und nicht ganz unerfahren bin.

Wie sehen solche Trainingseinheiten aus?

Am Anfang der Woche gibt es Intervallläufe, die etwas schneller, aber dafür kürzer sind, dazu dann leichte Joggingläufe von etwa einer Stunde. Am Wochenende geht es dann um die Ausdauer auf lange Distanz, also Joggingeinheiten von 21 bis 32 Kilometern. Bei meinem letzten Marathon bin ich drei Stunden und 45 Minuten gelaufen – eine gute Zahl, die ich gern beibehalten oder steigern würde. Aber im Endeffekt halte ich es ganz olympisch: Dabei sein ist alles. Vieles hängt auch von der Stimmung auf der Strecke ab. Wenn es regnet, sind nicht so viele Menschen zum Mitfiebern da. Für den Marathontag sind 18 Grad und kein Regen vorausgesagt; das ist ideal.

Was erhoffst du dir durch deinen Lauf für Palästina?

Ich hoffe, dass es die Leute, die mich in meinem T-Shirt sehen, zum Nachdenken anregt und sie mitfühlen. Ich erwarte nicht unbedingt, dass sie speziell für meine Spendenaktion spenden, aber vielleicht, dass sie zumindest zum Spenden bewegt werden. Die Früchte der Aufschrift auf meinem T-Shirt kann ich nicht sehen, aber die guten Taten werden ja ohnehin bei Allah niedergeschrieben. Für meine Spendenaktion hoffe ich, dass sich die Spendenbereitschaft noch erhöht. Man muss nicht gleich 100 Euro spenden – es zählt jeder Cent. Wenn jemand, der nicht viel hat, 1 Euro spendet, ist das für ihn schon viel. Jeder Beitrag ist wertvoll.

Vielen Dank, Sejfuddin, und viel Erfolg!

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