Am Sonntag, dem 14.09.2014, ist es soweit: Dann wird Abdulaleem Malik, 21, Student des Marketings und International Business in Koblenz, eigentlich aus Ludwigshafen, mit seinem Fahrrad von Mannheim nach London fahren. Sein Motto dabei lautet: „Cycle of Light“, denn er radelt für die Notleidenden in Palästina. In den letzten Wochen sammelte er dafür Spenden. Wir sprachen mit ihm über seine Beweggründe.
Abdulaleem, wie kam es zu der Idee von „Cycle of Light“?
Eigentlich habe ich die Aktion vor zwei Jahren mit Freunden gegründet – aber unter anderem Namen. Ich bin britischer Staatsbürger, und die Familie meiner Mutter ist in England. Ich besuche sie drei bis vier Mal im Jahr. Da ich ein sportlicher Mensch bin – neben dem Radfahren schwimme, jogge und klettere ich sehr gern –, den Bezug zu England habe und damals vor zwei Jahren nach dem Abitur Zeit hatte, dachte ich mir: Warum diese nicht für etwas Gutes nutzen?
Also startete ich mit meinen Freunden eine Spendenaktion für einen lokalen Verein für krebskranke Kinder, bei der wir etwa 3.000 Euro sammeln konnten. Anschließend schwang ich mich aufs Rad. Leider sind wir damals aus gesundheitlichen Gründen nur bis kurz vor Luxemburg gekommen. Trotzdem war es eine tolle Erfahrung so ein Projekt zu machen.
Ich hatte schon lange die Vision so eine Aktion noch einmal zu starten, doch war ich aus verschiedenen Gründen verhindert. Als dann der Krieg in Gaza sich zuspitzte, wollte ich aktiv werden. So kam mir die Idee, eine Benefizradtour für die notleidenden Palästinenser zu machen. Mit Islamic Relief fand ich dafür einen guten und geeigneten Partner.
Was fasziniert dich so am Radfahren?
Am Radfahren finde ich so toll, dass man in einer relativ kurzen Zeit unkompliziert Ziele anfahren und so immer wieder andere Orte besuchen kann. Durch das Radfahren ist man der Schöpfung auch viel näher, während man im Auto oder im Flugzeug völlig isoliert ist und den Prozess des Reisens gar nicht richtig mitbekommt. Beim Radfahren ist man mit der Natur im Einklang. Und das Reisegebet kann man auf einer Reise mit dem Fahrrad erst so richtig wertschätzen. Für mich ist das eine tiefe spirituelle Erfahrung. Daher habe ich mein Fahrrad auch Buraq genannt – wie das Wesen, das den Propheten auf seiner Reise in den Himmel begleitet hat.
Was hast du bisher an Fundraising-Aktionen gemacht?
Ich habe online auf den Webseiten von Islamic Relief Deutschland und Islamic Relief UK Spendenaufrufe gestartet. Daneben haben wir mehrere Cake Days in Frankfurt und Heidelberg organisiert, einen weiteren wird es morgen (am 13.09., Anmerkung der Redaktion) In Heidelberg geben. Dafür hatte und habe ich viele tolle Unterstützer. Auch zu den Freitagsgebeten sammelten wir Spenden. Es spendeten auch Menschen, die nicht viel haben: Studenten und sogar ein Asylbewerber. In Deutschland konnten wir bereits 6.731,87 Euro sammeln, in Großbritannien 1.169,17 Pfund (etwa 1.467,44 Euro, Anm. d.Red.). Ich finde das Prinzip der Sadaqa ist ein geniales System. Und ich lerne die Kraft von sozialen Netzwerken noch einmal neu kennen – man kann so viel daraus bauen.
Neben dem Fundraising haben wir auch Bewusstseins-Aktionen gemacht. Die sogenannten Die In’s sollten den Gazakonflikt greifbar machen. Sie sind auf positive Resonanz in der Öffentlichkeit gestoßen.
Wie wird deine Route verlaufen?
Der Verlauf ist relativ simpel. Am Sonntag werde ich von einer Moschee in Mannheim nach dem Morgengebet losfahren – das ist die beste Zeit. Von dort geht es nach Koblenz, wo ich Freunde und die örtliche Gemeinde besuchen werde. Dann geht es weiter nach Bonn und schließlich nach Köln, wo ich Islamic Relief einen Besuch abstatten und die Stadt besichtigen werde. Die dritte Etappe wird dann Maastricht sein, bevor es weiter nach Brüssel geht. Dort werde ich auch das Islamic Relief-Büro besuchen. Weiter geht es nach Brügge, Dunkerque in Frankreich und dann mit der Fähre rüber nach Dover in England, wo die längste und härteste Etappe auf mich wartet. Aber wenn ich schon so weit gekommen bin, wird mich nichts mehr aufhalten. Nach Ramsgate kommt schließlich London, wo ich wieder unter anderem Islamic Relief besuchen werde.
Das Faszinierende werden die verschiedenen Länder und Kulturen sein, auf die ich stoßen werde. Ich werde mit Deutsch, Französisch, Niederländisch und Englisch in Verbindung kommen, werde mir unterschiedliche Städte anschauen, Moscheegemeinden besuchen und verschiedenste Menschen treffen.
Wie lange hast du für deine Reise eingeplant?
Eigentlich kommt es mir nicht so sehr darauf an, wie lange ich brauche, sondern dass ich etwas Gutes damit bewirke und heil ankomme. Ich habe neun Tage mit einigen Puffertagen eingeplant, habe aber im Grunde keine Deadline. Mich animiert es, Menschen kennenzulernen. Wenn ich mich wohlfühle, bleibe ich dann gern etwas länger in einer Stadt.
Hast du besondere Vorkehrungen für die Reise getroffen?
Ein Fahrzeug wird mich die Strecke mit einem Abstand von maximal 100 Kilometern begleiten, falls etwas passieren sollte. Mein Fahrrad selbst habe ich primär für die Aktion gekauft, sowie dazu passende Kleidung. Auf meinem Gepäckträger befestige ich eine Tasche mit unter anderem Akkus, damit ich stets erreichbar bin. Die Unterkunft wird sich teilweise spontan von Ort zu Ort ergeben. All das haben wir aus eigener Tasche bezahlt, die Spendengelder rühren wir dafür nicht an.
Wie fühlst du dich jetzt, kurz vor Aufbruch?
Ich muss sagen: Es gibt viel zu tun, es ist trotz Semesterferien eine recht stressige Zeit. Gleichzeitig freue ich mich aber auch auf die Tour – und darauf, dass ich kein Fundraiser, sondern einfach Radfahrer bin, sobald es losgeht. Ich bin aufgeregt und warte nur noch auf den Start. Vielen Dank für das Interview!
Wir wünschen dir viel Erfolg, lieber Abdulaleem!