Pakistan: Advocacy und Lobbying für das Klima und dem Umgang mit dem Klimawandel (VOICE) (Phase IV)

Klimawandel, Wasser und Sanitär

Das VOCAL-Projekt war in seinen bisherigen Phasen sehr erfolgreich und hat viele Menschen erreicht. In Phase IV wird das Projekt noch stärker ausgeweitet, vor allem auf lokale Gemeinschaften und die Jugend mit besonderem Augenmerk auf Mädchen, Menschen mit Behinderung und anderen gefährdeten Gruppen in den am stärksten betroffenen Regionen. Ziel ist es, in der Bevölkerung durch Aufklärungskampagnen und Sensibilisierungsmaßnahmen ein Bewusstsein für den menschengemachten Klimawandel zu schaffen. Gleichzeitig wird die Politik auf verschiedenen Ebenen angesprochen, eine parlamentarische Debatte angestoßen und wissenschaftliche Studien zu Auswirkungen des Klimawandels veranlasst, um nachhaltige Lösungen für diese Herausforderungen zu finden und durchzusetzen und Katastrophenschutz und -vorsorge zu gewährleisten. Dafür werden unter anderem neue Partnerschaften aufgebaut oder bestehende gestärkt, das bestehende Fachwissen genutzt und die personellen Kapazitäten in den Verwaltungsstrukturen ausgebaut.

Land: Pakistan

Ort: gesamtes Land

Begünstigte: 15.000 Personen (vor allem Kinder und Jugendliche, Familienmitglieder, Lehrerpersonal sowie Regierungsmitglieder

Projektziel: Ausweitung der landesweiten Kampagne zur Förderung einer dynamischen und lebendigen Zivilgesellschaft in Aktion, um eine klimasensible Regierungsführung zu bewirken beziehungsweise sich dafür einzusetzen

Gesamtkosten:131.569,14 Euro

Projektdauer: 01.08.2022-31.07.2024 (24 Monate)

Implementierungspartner: Islamic Relief Pakistan

Diese Kampagne zielt auf die Befähigung marginalisierter Gemeinden (mit besonderem Schwerpunkt auf Mädchen und Jungen), Maßnahmen zum Klimawandel in die Wege zu leiten, um eine klimagerechte Regierungsführung zu beeinflussen.

  • 10.000 marginalisierte Jugendliche und Gemeinden sind befähigt und motiviert, Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen, um die Widerstandsfähigkeit der Gemeinden zu stärken.
  • Jugendliche und lokale Gemeinden stehen mit staatlichen Institutionen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und der Wissenschaft in Verbindung und setzen sich für den Klimaschutz ein.
  • Die Bundes- und Landesbehörden sind hinsichtlich einer klimafreundlichen Politikgestaltung und -umsetzung sensibilisiert.
  1. Sensibilisierung und Befähigung der lokalen Bevölkerung mit Fokus auf Jugendliche, insbesondere Frauen, Menschen mit Behinderung und Marginalisierte
    • Bildung von lokalen Männer- und Frauengruppen mit je 20-30 Mitgliedern, die auf lokaler Ebene Maßnahmen zur Sensibilisierung für den Klimawandel ergreifen und sich dafür einsetzen.
    • Sensibilisierung der Dorfältesten bezüglich Klimawandel, Umweltfragen, biologische Vielfalt, nachhaltige Entwicklung sowie Ausarbeitung von Plänen zum Schutz und Eindämmung von Katastrophen
    • Gründung von 20 Klimaclubs für Jugendliche und Kinder auf kommunaler, schulischer, regionaler und nationaler Ebene; Sensibilisierung für Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, biologische Vielfalt und Aufbau von Kampagnen für ökologische Nachhaltigkeit; Nutzung von Social Media für diese Belange; Bildung einer Jugend-Taskforce auf verschiedenen Ebenen; Kinder-/Jugendklimagipfel zur Beratung der Jugend in Pakistan zum Klimawandel und Möglichkeiten für die Zukunft
    • Finanzielle und inhaltliche Unterstützung der Jugendlichen bei der Durchführung von Veranstaltungen zur Sensibilisierung, Baumpflanzaktionen, Debatten, Schreib-, Zeichen-, Video und Fotowettbewerben, Wanderungen, Klimatagen und Spielevents etc. Finanzierung von Ideen zu klimafreundlichen/-resistenten (Hoch-)Schulen  Finanzierung von Aktivitäten zur Sensibilisierung wie Präsenz in den (sozialen) Medien und digitalen Plattformen, Blogs, Fallstudien, Artikel, Malwettbewerbe
    • Lehrerschulungen zu Anpassung und Eindämmung des Klimawandels, Beratung mit Hochschulen und Bildungseinrichtungen zur Einführung von Klimabildung als Teil des Lehrplans
    • Schnittstellentreffen/runde Tische zwischen Jugendlichen und der lokalen Regierung zur Findung von lokalen Lösungen
       
  2. Öffentlichkeitsarbeit und Verbreitung des Wissens zur Erreichung der breiten Öffentlichkeit
    • Öffentlichkeitsarbeit, Wissensaustausch, Präsentation von Fallstudien und Aufbau von Kapazitäten bei Jugendlichen und Journalisten durch (inter-)nationale Konferenzen/Foren wie COPs, Weltwasserforen, Climate Reality usw.
    • Aktives Engagement von Jugendclubs, Partnerschaften zur Sensibilisierung, zum Aufbau von Kapazitäten und zur Einbindung relevanter Interessengruppen
    • Entwicklung von Werbe-/Informationsmaterialien
    • Zusammenarbeit mit akademischen Einrichtungen, Hochschulen und Think Tanks sowie Engagement für die Schaffung wissenschaftlicher Erkenntnisse und deren Präsentation als Grundlage für die politische Planung und Budgetierung
    • Sensibilisierung von 2,5 Millionen Menschen (Jugendliche, Männer und Frauen) für den Klimawandel. Die Kampagne sensibilisiert und mobilisiert die lokalen/touristischen Gastgebergemeinden und gewinnt sie in Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen für bewusstseinsbildende Maßnahmen
    • Sensibilisierungskampagne in den elektronischen, gedruckten und sozialen Medien zu Themen des Klimawandel
       
  3. Politische Arbeit und Lobbying für Klimasensibilität
    • Sensibilisierung und Aufbau von Kapazitäten von Gremien und Abteilungen der Provinz- und Bundesregierungen und der zuständigen Ministerien für die Politik und die Umsetzung von Anpassungsplänen unter der Leitung von lokalen jungen Menschen
    • Konsultationen, Kapazitätsaufbau und Lobbying-Sitzungen sowie politische Dialoge mit Parlamentariern
    • Unterstützung der Mitarbeiter von Islamic Relief Pakistan, relevanten Ministerien, parlamentarischen Ausschüssen, akademischen Einrichtungen und Forschungsinstituten bei der Präsentation der Klimaauswirkungen in Pakistan bei (inter-)nationalen Foren vor und nach der COP (Klimawandelkonferenz der UN), bei Schulungen zur Klimarealitäten, Veranstaltungen zum Wissensaustausch und Konferenzen
    • Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Klimawandel, Umweltschutz, PDMAs (Katastrophenschutzbehörde der Provinz, PCRWR (Rat für Wasserressourcenforschung Pakistan) oder öffentlichen akademischen Einrichtungen bei klimafreundlichen grünen und blauen Initiativen

Pakistan gehört zu den Ländern, die von den Auswirkungen des Klimawandels negativ betroffen sind. Da das Land häufig Naturkatastrophen ausgesetzt ist und in hohem Maße von den Monsunregenfällen und dem von Gletschern gespeisten Indus-Becken abhängig ist, ist es anfällig für den Klimawandel. Die sozioökonomischen Gegebenheiten des Landes verstärken die Anfälligkeit für den prognostizierten Temperaturanstieg und schwankende Niederschlagsmuster und bergen ein größeres Risiko für Überschwemmungen und Dürren. Viele Gemeinschaften haben bereits mit Vertreibungen und Hunger zu kämpfen, und das Land gehört seit Längerem zu den zehn Ländern, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.

Leider haben die letzten Regierungen nicht einmal das Mindeste getan, um die Zukunft des Landes zu sichern. Infolgedessen sind Landwirtschaft und Ernährungssicherheit in Pakistan besonders bedroht, da Hitze und der Wasserknappheit für Pflanzen und Vieh zunehmen und Überschwemmungen und Dürren infolge der Klimawandels häufiger auftreten. Auch wenn das Land nicht zu den Hauptverursachern von Kohlendioxidemissionen gehört, bekommt es die Auswirkungen stark zu spüren, und der erwartete Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um mindestens 1 Grad wird drastische Konsequenzen auf die Wirtschaft und das soziale Gefüge des Landes haben, da die Ernteerträge voraussichtlich um 5 bis 7 Prozent sinken werden.

Die jüngste Volkszählung in Pakistan (2017) hat ergeben, dass 67 Prozent der Bevölkerung aus jungen Menschen besteht, wobei das Verhältnis zwischen Männern und Frauen auf nationaler Ebene ungefähr halb-halb ist. Jeder ist von den Auswirkungen betroffen, aber Kinder und Jugendliche (Mädchen und Jungen) tragen die direkteste und größte Last des Klimawandels. Als natürliche Interessenvertreter und aufgrund ihres angeborenen Verständnisses für die mit dem Klimawandel zusammenhängenden Probleme müssen Kinder und Jugendliche im Alter von 18 bis 25 Jahren aktiv einbezogen und angemessen befähigt werden, Klimaschutzmaßnahmen an- und durchzuführen.

Während das MoCC (Ministerium für Klimawandel und Umweltkoordination) in Islamabad für sich in Anspruch nimmt, die wichtigste Institution zu sein, die sich um Fragen des Klimawandels im Land kümmert, fehlt es ihm an entsprechenden Stellenn in den Provinzen, sodass viele der Entscheidungen nicht immer vor Ort umgesetzt werden können. Dies ist eine schwerwiegende Lücke, die in den überarbeiteten nationalen und provinziellen Klimapolitiken und Aktionsplänen, insbesondere in den Anpassungsplänen (NAP), geschlossen werden muss. Denn die lokalen Regierungen sind naturgemäß die erste Verteidigungslinie gegen klimabedingte Katastrophen. Deshalb hat Islamic Relief dieses Projekt ins Leben gerufen.